Johann Adolf Hasse (1699 bis 1783) war einer der wenigen Komponisten, die in der Zeit zwischen Händel und Haydn überregional bekannt, ja berühmt waren. Hasse stammt aus Berge- dorf bei Hamburg, er gehörte einer weitverzweigten norddeutschen Organistenfamilie an, und wurde zunächst durch seinen Vater unterrichtet.
1718 debütierte er als Tenor an der Hamburger Oper am Gänsemarkt, ein Jahr später erhielt er ein Enga- gement an der Braunschweiger Hofoper. 1722 reiste Hasse nach Italien: In Neapel nahm er Kompositionsunterricht bei Alessandro Scarlatti und Nicola Porpora. Dort schrieb er auch seine ersten Opern, die sehr erfolgreich waren. Für die Oper Artaserse, erstmals aufgeführt 1730 zum Karneval in Venedig, wurde Hasse weithin gefeiert. Dort lernte "Il divino Sassone" zudem die als "La nuova Sirena" gefeierte Sängerin Faustina Bordoni kennen - und heiratete sie noch im gleichen Jahr.
Erfolgreich verlief auch ein Gastspiel 1731 in Dresden, wo Hasse seine Oper Cleofide uraufführte. Unter König August III. wirkte der Musiker dann 30 Jahre lang als Hofkapellmeister in Dresden, was sowohl der Kapelle als auch der Oper ausgezeichnet bekam. Hasse und seine Frau wurden großzügig alimentiert, und wenn sich der Hof in Warschau aufhielt, dann hatte das Ehepaar die Gelegenheit auch zu längeren Auslandsreisen. Hasse hielt sich oft in Venedig auf, wo er seit 1735 ein Haus besaß, und mehrfach als maestro di coro am Ospedale degl'Incurabili wirkte. Auch nach Paris reiste Hasse 1750, auf Einla- dung des französischen Hofes.
In Dresden endete die Ära Hasse mit dem Siebenjährigen Krieg. 1756 besetzte Friedrich II. von Preußen die Stadt, der Hasse sehr verehrt und oft gemeinsam mit ihm musiziert haben soll. Doch infolge des Kanonenbeschusses brannte am 19. Juli 1760 Hasses Wohnhaus ab, mitsamt den zum Stich vorbereiteten Abschriften seiner gesammel- ten Werke. Der Musiker ging mit seiner Familie nach Wien; unmittel- bar nach dem Tode des sächsischen Königs 1763 wurden die Sängerin und der Hofkapellmeister dann durch dessen Nachfolger entlassen.
Im Januar 1771 erhielt Hasse von Maria Theresia den Auftrag, anläss- lich der Hochzeit von Erzherzog Ferdinand mit Prinzessin Maria Beatrice d'Este eine Festoper zu komponieren. Ruggiero, als Höhe- punkt des musikalischen Rahmenprogramms der Hochzeitsfeier- lichkeiten vorgesehen, fand aber weit weniger Beifall als das Werk eines Fünfzehnjährigen, das ebenfalls zum Fest erklang: Ascanio in Alba von Wolfgang Amadeus Mozart. Hasse soll daraufhin gesagt haben: „Dieser Knabe wird uns alle vergessen machen.“
Und damit behielt der Komponist Recht. Denn obwohl Hasse gemein- sam mit seinem Freund, dem Librettisten Pietro Metastasio, die Opera seria zur Blüte führte, wird heute faktisch nur noch seine Kirchenmusik gelegentlich aufgeführt. Die meisten dieser Werke schrieb Hasse für den Gottesdienst in der Katholischen Hofkirche zu Dresden.
So auch die Werke auf dieser CD, in deren Zentrum "das" Dresdner Te Deum steht, geschaffen von Hasse für die Weihe der neuen Hofkirche 1751. Es wird flankiert von einer Vertonung der Lauretanischen Litanei sowie Sub tuum praesidium, Tantum ergo und Regina coeli. Zu hören sind das Sächsische Vocalensemble sowie die Batzdorfer Hofkapelle unter Matthias Jung. Obwohl die Mitglieder dieses semi- professionellen Kammerchores durchweg exzellent singen, haben sie sich für diese Aufnahme Verstärkung geholt - Barbara Christina Steude, Sopran, Susanne Langner, Alt, Georg Poplutz, Tenor und Matthias Lutze, Bass. Ihre Stimmen passen sich in den Gesamtklang sehr schön ein, und die Batzdorfer Hofkapelle ergänzt den für Hasse typischen dezenten Orchesterpart. Eine Einspielung von beein- druckender Noblesse, die dieser Figuralmusik sehr gut gerecht wird.
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