Im Leben eines jeden Menschen gibt es Anlässe, an denen man Bilanz zieht; nicht jeder macht das zum gleichen Zeitpunkt und mit derselben Konsequenz. Doch jeder von uns nimmt Anregungen von außen auf, prüft fremde Ideen, und verändert dabei schrittweise auch sich selbst.
Spuren solcher Entwicklungs- prozesse finden sich auch im Werk großer Komponisten. So begann beispielsweise Frédéric Chopin nach 1841, sich intensiv mit dem Kontrapunkt zu beschäftigen. Das erfahren wir aus seinen Briefen. Er setzte vertraute stilistische Mittel reflektierter ein, und erprobte Genres, die er zuvor noch nicht verwendet hatte.
Das Ergebnis sind Werke wie die Berceuse op. 57 (1843), die Klavier- sonate in h-Moll op. 58 (1844), die Barcarolle op. 60 (1846) oder die Polonaise-Fantaisie op. 61 (1845). Musikwissenschaftler sprechen vom Spätwerk - Chopin starb im Oktober 1849. Der englische Pianist Stephen Hough, Spezialist für Grenzüberschreitungen, hat sich offenbar intensiv mit Chopins letzten Kompositionen beschäftigt. Er spielt sie mit einer Eleganz, die begeistert. Die Aufnahme ist vom ersten bis zum letzten Ton exzellent, wie bei Hyperion nicht anders zu erwarten.
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