Ihre Manuskripte signierten sie Graun, ihre Musikstücke können nicht einmal Experten in jedem Falle sicher einem der Brüder zuordnen, und auch sonst waren ihre Lebenswege erstaunlich eng verflochten: Johann Gottlieb (1698 bis 1771) und Carl Heinrich Graun (1703 bis 1757) besuchten beide die Kreuzschule in Dresden. Johann Gottlieb erhielt Violin- unterricht bei Johann Georg Pisendel; er ging später als Konzertmeister nach Merseburg, wo übrigens zu seinen Violinschülern auch Wilhelm Friedemann Bach gehörte, und wechselte dann in den Dienst des Prinzen Waldeck nach Arolsen.
Carl Heinrich konnte schon in Dresden von seiner schönen Stimme profitieren. 1725 wurde er als Tenorist nach Braunschweig engagiert, wo er bald darauf Vizekapellmeister wurde, und seine ersten Opern komponierte - unter anderem für die Hochzeitsfeierlichkeiten des preußischen Kronprinzen Friedrich. Der war davon so angetan, dass er die Gebrüder Graun in seine Hofkapelle aufnahm.
Das Ensemble Concert Royal aus Köln hat auf dieser CD Bläser-Kammermusik der Graun-Brüder eingespielt, die mit teilweise sehr kuriosen Besetzungen überrascht. Da finden sich unter anderem Trios für Oboe d'amore, Horn und Fagott, zwei Concerti für konzertieren- des Horn, Oboe d'amore und Basso continuo, sowie ein Concerto à 4 für zwei Oboen, Trompete und Fagott. Karla Schröter und Eric Douchy, Oboe d'amore, Anette Sichelschmidt, Barockvioline, Rafael Vosseler, Barockhorn, Friedemann Immer, Barocktrompete, Trudy von der Wulp, Barockfagott und Roman Giefer, Cembalo, sind zweifellos durchweg exzellente Instrumentalisten. Aber diese CD erfüllt nicht ganz die hohen Erwartungen, mit der man sie gestartet hatte. Diese Werke zwischen Spätbarock und galantem Stil hätte man sich eleganter, farbiger und mit mehr Esprit vorgetragen gewünscht.
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