"Von der ouverture haben sie nichts als 14 Täckt. – die ist ganz kurz – wechselt immer mit forte und piano ab; wobey beym forte allzeit die türckische Musick einfällt. – modolirt so durch die töne fort – und ich glaube man wird dabey nicht schlafen können, und sollte man eine ganze Nacht durch nichts geschlafen haben", schrieb Wolfgang Amadeus Mozart seinerzeit an seinen Vater Leopold. Nicht nur die Ouvertüre zur Ent- führung aus dem Serail ist beein- druckend; auch bei den anderen Werken, die Mozart einst seinen Opern und Singspielen voranstellte, dürfte man kaum einnicken - zumindest dann nicht, wenn man hört, was Andrea Marcon und das Basler Barockorchester La Cetra daraus machen.
Musiziert wird frisch und sinnlich - und zugleich handwerklich über- aus fundiert. Marcon, der einst an der Schola Cantorum Basiliensis studiert hat, lehrt dort heute als Professor. Seit zwei Jahren leitet er zudem La Cetra, das Absolventenorchester der Hochschule, die sich auf Alte Musik spezialisiert hat. Die Präzision in Phrasierung und Artikulation, die die Musiker aus ihrer Auseinandersetzung mit barocker Musik heraus gewohnt sind, bekommt auch Mozarts Musik ganz hervorragend.
Was man hier erlebt, das ist nicht Kunsthandwerk nebst populärem Sahnehäubchen, sondern Wissen und Können, gepaart mit Respekt vor der Partitur. Marcon lässt Mozart zu Wort kommen - und verhilft so seinen Ouvertüren zu struktureller Klarheit, beeindruckender Durchhörbarkeit und individueller Klangsprache. Das ist ein sehr interessanter Ansatz, denn er zeigt auch die Entwicklung Mozarts von seinen ersten Werken, die noch ganz der barocken Tradition folgen, hin zu seinen späten Opern, die mitunter sogar schon nach Frühromantik klingen.
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