„1890 streifte Pablo Casals, Student im zweiten Jahr an der Musikschule und noch keine
14 Jahre alt, mit seinem Vater durch das Hafengebiet von Bar- celona, als sie zufällig eine kleine Musikalienhandlung entdeckten. Casals suchte eigentlich nach Literatur, die er bei seiner Arbeit im Café spielen könnte, womit er seine Ausbildung finanzierte. Da- bei stieß er auf eine verschlissene Grützmacher-Ausgabe der Bach-Suiten. Als er sie zuhause probierte, packte ihn diese Musik dermaßen, daß er sie in den folgenden drei- undachtzig Jahren täglich spielte und unermüdlich in die Welt hinaustrug.“ Diese Geschichte erfährt der Leser aus dem Beiheft zu der vorliegenden CD.
14 Jahre alt, mit seinem Vater durch das Hafengebiet von Bar- celona, als sie zufällig eine kleine Musikalienhandlung entdeckten. Casals suchte eigentlich nach Literatur, die er bei seiner Arbeit im Café spielen könnte, womit er seine Ausbildung finanzierte. Da- bei stieß er auf eine verschlissene Grützmacher-Ausgabe der Bach-Suiten. Als er sie zuhause probierte, packte ihn diese Musik dermaßen, daß er sie in den folgenden drei- undachtzig Jahren täglich spielte und unermüdlich in die Welt hinaustrug.“ Diese Geschichte erfährt der Leser aus dem Beiheft zu der vorliegenden CD.
„Es ist ein erstaunlicher Gedanke, daß die Cellosuiten von Bach vor etwa hundert Jahren so wenig bekannt waren, daß ein junger Cellist, dem es bestimmt war, der größte seiner Zeit zu werden, sie nur durch Zufall entdeckte. Diese Musik war bereits seit mehr als einem Jahrhundert in Vergessenheit geraten, als Robert Schumann versuchte, die Dinge richtigzustellen, indem er eine Version mit Klavierbegleitung veröffentlichte, obwohl Anna Magdalena Bachs Manuskript, das in der Preußischen Staatsbibliothek aufbewahrt wird, eindeutig den Titel ,6 Suiten à Violoncello senza basso’ trägt. Julius Klengel hatte die Sonaten zwar in Leipzig in seinem Unter- richtsprogramm, aber man konnte sie nicht im Konzert hören, da sie mehr als technische Übungen angesehen wurden.“
Der Text von Graham Whettam stammt aus dem Jahre 1997, und weist auch in den Erläuterungen zu den einzelnen Stücken einige Merkwürdigkeiten auf. So meint der Autor, das Cello biete nur wenig Möglichkeiten zum Kontrast: „Die Größe des Instruments bedingt eine begrenzte Spannweite der Hand, was durch die damalige Spieltechnik noch größere Hürden darstellte. Fugen, wie in den Violinsonaten, standen nicht zur Debatte, und sogar heute kenne ich nur zwei Fugen für Cello solo, beides Werke des 20. Jahrhunderts.“
Cellist Martin Rummel nutzte ohnehin als Arbeitsgrundlage in erster Linie eine Abschrift von Johann Peter Kellner. Der Organist, Lehrer und Kantor wirkte im thüringischen Gräfenroda, und interessierte sich offenbar sehr für die Werke Bachs. In seinem Nachlass fanden sich Abschriften mit einem Umfang von mehr als hundert Seiten – darunter auch eine Kopie der Cellosuiten, datiert auf das Jahr 1726. Musikwissenschaftler vermuten, dass sie direkt von Bachs verlorener Urfassung abgeschrieben wurden. Doch die Sechs Suonaten pour le Viola de Basso, wie Kellner das Werk überschrieb, sind offenbar nicht frei von Fehlern, so dass sich jeder Cellist letzten Endes nicht nur seine eigenen Phrasierungen und Fingersätze, sondern auch seine eigene Version des Notentextes erarbeiten muss.
Rummel vertritt eine ausgesprochen romantische Werkauffassung; mit Barockmusik hat diese Einspielung nicht viel zu tun. Und ein flottes Tempo geht zwar grundsätzlich in Ordnung, allerdings sollte der Solist auch dann noch in der Lage sein, Läufe sicher, sauber und mit einer gewissen Eleganz zu spielen. Auf dieser CD wird, bei allem Anspruch, vieles verwischt und vertuscht. Mein Fall ist das nicht.
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