Eine unspektakuläre Aufnahme der Mozart-Klavierkonzerte Nr. 24 in c-Moll KV 491, und Nr. 25 in C-Dur KV 503, ergänzt um das Rondo in A-Dur KV 386 in einer rekonstru- ierten Version von Alan Tyson und Charles Mackerras - ein schönes Stück, das aber nach Mozarts Tod zerpflückt und, buchstäblich in Einzelteilen, in alle Winde zerstreut wurde.
Der Zauber dieser Einspielung mit Valerie Tryon und dem London Symphony Orchestra unter Robert Trory erschließt sich erst bei mehrmaligem aufmerksamen Hören. Die britisch-kanadische Pianistin musiziert sehr dezent, gänzlich ohne Starallüren, und spielt sehr harmonisch mit dem Orchester zusam- men. So ergeben sich wunderschöne Passagen, insbesondere im Dialog zwischen den Bläsern und dem Klavier.
Außerordentlich interessant aber ist die Kadenz, die Tryon im c-Moll-Konzert spielt. Sie stammt von Leopold Godowsky (1870 bis 1938), einem der führenden Klaviervirtuosen jener Tage, die heute gern als das "Goldene Zeitalter" des Klavierspiels bezeichnet werden. Dieser "Pianist der Pianisten", dessen Werke durch ihre Komplexität ebenso berücken wie durch ihre reiche, farbige Harmonik, schuf für Mozarts Konzert eine Kadenz, die wie ein postromantischer Kommentar zu diesem Lieblingskonzert der Romantiker wirkt. Man meint, neben der Bewunderung für Mozarts Werk hier und dort auch Ironie wahrzu- nehmen, die wohl der zeitgenössischen Rezeption galt.
Die Pianisten können damit offenbar wenig anfangen; deshalb ist dies die Ersteinspielung von Godowskys Kadenz. Bei aller Modernität ist sie spannend genug, und kann mit der gern gespielten von Mozarts Schüler Johann Nepomuk Hummel mehr als nur mithalten. Wem sie zu kühn ist, der kann aber auch Hummels Kadenz wählen - sie ist als Anhang auf dieser CD ebenfalls zu finden.
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