Die Künstler und die Gelehrten sind es, die ein Gedächtnis stiften. So auch in diesem Falle: Heinrich Reuß Posthumus (1572 bis 1635), Herr zu Gera, Lobenstein und kurzzeitig auch Kranichfeld, hat sich in unruhiger Zeit um sein kleines Land große Verdienste erworben. Er schuf nicht nur die Voraussetzungen für eine jahr- hundertelang anhaltende wirt- schaftliche Blüte der ganzen Re- gion - als die reußische Residenz- stadt Gera 1920 Bestandteil von Thüringen wurde, war sie die größte Stadt des Landes. Er gilt zudem als Freund und Förderer der Künste, insbesondere der Musik, führte die allgemeine Schulpflicht ein und gründete in Gera ein Gymnasium illustre, das übrigens bis zum heuti- gen Tage besteht. Der Komponist Heinrich Schütz, Sohn eines Gast- wirtes aus dem der Residenz benachbarten Bad Köstritz, war sein Patenkind. Und auch wenn Schütz seine musikalische Ausbildung Landgraf Moritz von Hessen-Kassel verdankt, kreuzten sich doch die Wege des Landesherrn und des Musikers spätestens 1615 wieder, als Heinrich Schütz seinen Dienst in der Dresdner Hofkapelle antrat.
Immer wieder sind sich Heinrich Posthumus und Heinrich Schütz begegnet; und schließlich, nach dem Tode seines Landesherrn, komponierte Schütz die Trauermusik zu seiner Beisetzung - die Musikalischen Exequien nach Bibelversen und Choralstrophen, die der Verstorbene noch zu Lebzeiten zusammengestellt hatte. Damit sollte auch sein Sarg beschriftet werden. Diese CD ist insofern ein Novum, als sie erstmals auch Abbildungen dieses Sarges zeigt. So vermag der Zuhörer das Gesamtkunstwerk zumindest teilweise nachzuvollziehen.
Dem Ensemble Vox Luminis unter Lionel Meunier gelingt dazu eine Hochglanz-Interpretation, wie sie schöner kaum denkbar ist. Und weil noch mehr Musik auf eine CD passt, haben die Sänger und Musi- ker gleich auch noch die anderen Trauermotetten des berühmten Dresdner Hofkapellmeisters mit eingespielt. Lediglich die eingefügte Credo-Vertonung von Samuel Scheidt, eine ältere Aufnahme mit Bernard Foccroulle, passt dazu nicht wirklich.
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