Sonntag, 21. August 2011

Händel: Suites de Pieces pour le Clavecin (Ramée)

Georg Friedrich Händel (1685 bis 1759) war bereits zu Lebzeiten außerordentlich erfolgreich. Über ihn wird eine Geschichte berichtet, wie sie heute wohl nur noch ein Popstar bewirken würde: Zu einer öffentlichen Probe seiner Feuer- werksmusik im Jahre 1749 kamen 12.000 Leute - ein Ereignis, das den Verkehr in London für drei Stunden komplett zum Erliegen brachte. Und auch nach seinem Tode blieben seine Werke populär; die Verleger verdienten damit über Jahrzehnte gutes Geld. 
Die meisten seiner Instrumentalstücke ließ Händel von John Walsh veröffentlichen, einem Londoner Musikverleger. Der Komponist, der für sein virtuoses Spiel auf Tasteninstrumenten berühmt war, hatte es aber gar nicht eilig damit, seine Werke unters Volk zu bringen. Zu- nächst erhielten Freunde und Mäzene handschriftliche Kopien. Diese bekamen sicherlich auch die Verleger zu Gesicht - was einige von ihnen auf eine Idee brachte, von der sie sich einen dicken Profit ver- sprachen, den sie zudem nicht mit dem Autor teilen müssen: Es er- schien ein Raubdruck der noch unveröffentlichten Werke. 
Obwohl Händel zu diesem Zeitpunkt außerhalb von London unter- wegs war, um Sänger für die Oper zu engagieren, erfuhr er offenbar davon. Umgehend erbat er sich ein Druckprivileg vom König, das er auch am 14. Juni 1720 erhielt - und das ihm für 14 Jahre das Monopol auf die Publikation seiner eigenen Werke einräumte. Schon wenige Monate später legte er nun seinerseits eine Ausgabe vor: Suites de Pieces / pour le Clavecin / Composées / par / G. F. Händel (...) / in London printed for the Author, / And only to be had at Christopher Smith's (...) and by Richard Mear's Musical Instrumentmaker (...). Händel ging in die Offensive - in seiner Widmung erklärte der Kompo- nist: "Ich fühlte mich verpflichtet, die folgenden Stücke zu veröffentli- chen, da betrügerische und fehlerhafte Kopien ins Ausland gelangt sind. Ich habe einige neue hinzugefügt, um diesem Werk mehr Nutzen zu verleihen. Wenn dies wohlwollend aufgenommen wird, werde ich mit der Veröffentlichung meiner Werke fortfahren, da ich es für meine Pflicht halte, mit meinem bescheidenen Talent einer Nation zu dienen, von der ich eine solch großzügige Protektion er- fahren habe." Auch die nachfolgenden Ausgaben waren mit Sorgfalt gestochen, und von Händel ebenso sorgsam korrigiert. 
Diese Einspielung - wie von Ramée nicht anders gewohnt in exzellen- ter Qualität - verbindet Suiten aus dem ersten und dem zweiten Band dieser Edition mit drei ergänzenden kurzen Stücken. Der brasiliani- sche Cembalist Cristiano Holtz spielt Händels Werke meist knackig, energisch und sehr entschieden. Eine stringente Interpretation, die durchaus beindruckt. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen