Dienstag, 9. August 2011

The Heart Trembles with Pleasure (BGS)

"Er ist der Erste gewesen, welcher gezeiget, daß man mehr könnte auf der Laute machen, als man sonsten nicht geglaubet. Und kann ich (...) aufrichtig versichern, daß es einerley, ob man einen künstli- chen Organisten auf dem Clavi- cembel seine Fantasien und Fugen machen, oder Monsieur Weissen spielen hört", berichtet Ernst Gott- lieb Baron 1727 über seinen Leh- rer und Freund. "In denen Harpeg- gio hat er eine so ungemeine Vollstimmigkeit, in exprimirung derer Affecten ist er incomparable, hat eine stupende Fertigkeit, eine unerhörte Delicatesse und Can- table Anmuth, und ist ein großer Extemporaneus, da er im Augen- blick, wenn es ihm beliebig, die schönsten Themata, ja gar Violin-Concerte von ihren Noten weg spielt, und extraordinair so wohl auf der Lauten, als Tiorba den General-Baß accompagnirt." 
Silvius Leopold Weiss (1687 bis 1750), der letzte der großen Barock-Lautenisten, war von 1718 bis zu seinem Tode als kurfürstlicher Kammer-Lautenist am Hofe Augusts des Starken und seines Nachfol- gers angestellt. Dort erfreute er sich höchster Wertschätzung - die sich auch in seinem exorbitant hohen Gehalt ausdrückte. 
Weiss stammte aus Schlesien, und wurde durch seinen Vater Johann Jacob Weiss, der ebenfalls Laute und Theorbe spielte, ausgebildet. Seiner erste Stelle erhielt er 1706 unweit von Breslau am Hofe von Karl Philipp von Pfalz-Neuburg. Er spielte aber auch am Hofe des Bruders seines Dienstherrn, Kurfürst Johann Wilhelm, in Düsseldorf. Als Begleiter des polnischen Prinzen Alexander Sobiesky, der seine Mutter, Königin Maria Casimira, besuchte, reiste er - vermutlich 1710 - nach Italien. Die Eindrücke, die er dabei gewonnen hat, prägten sein Werk maßgeblich. 
Wie die italienische Musik Weiss' Lautenspiel beeinflusste, das ist das große Thema dieser CD. Nigel North hat dafür Werke ausgewählt, die in dem sogenannten Londoner Manuskript überliefert sind (das eigentlich Johann Christian Anthoni von Adlersfeld gehörte, einem Mitglied der Prager Musikakademie). Den Reigen eröffnet die Ouver- ture in B-Dur. Sie kombiniert bereits die typische französische Form mit italienischen Klängen. Die Partita in g-Moll und die Sonate in
F-Dur
datiert North auf 1717, die Fantasie in c-Moll auf 1719. Sie wurde durch eine Bearbeitung für Gitarre durch Julian Bream sehr bekannt. Dieses Werk dürfte zu den letzten gehören, die Weiss für die elfsaitige Laute geschrieben hat - später spielte er ein 13saitiges Instrument, das er gemeinsam mit den Lautenbauer Thomas Edlinger entwickelt hat. Es sollte innerhalb kurzer Zeit zum neuen Standard werden. 
Die Suite in c-Moll hingegen ist 1706 in Düsseldorf entstanden; hier ist Weiss sozusagen "pur", noch ohne die Italien-Erfahrung, zu hören. Zu Abschluss wählte North eine Ciaconna aus einer weiteren Sonate, die die CD ruhig und harmonisch ausklingen lässt. 

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