"Welches Glück hatten wir Cellisten doch mit diesen beiden monumentalen Werken aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, die unserem Instrument Tribut zollen!", meint Pieter Wispelwey. "Obwohl eine eindrucksvolle Schar von Violinvirtuosen für eine Flut von Konzerten für ihr Instrument von den Großmeistern dieses Jahrhunderts verantwortlich waren, lag es nicht an einem Mangel an Slawas in dieser Ära, dass dem Cello nicht die gleiche Ehre erwiesen wurde. Giganten des Cellos wie Romberg, Dotzauer, Servaise, Dawidow und Popper waren in der Erkundung der Mög- lichkeiten des Instruments enorm kreativ. Aber seine letztendliche Emanzipation musste bis zum nächsten Jahrhundert warten."
Insbesondere auch Cellosonaten aus dieser Epoche sind ein rares Gut. Desto leidenschaftlicher spielen Pieter Wispelwey und Pianist Paolo Giacometti hier zwei der wenigen grandiosen Werke aus dieser Zeit für das Violoncello - die Cellosonate in g-Moll op. 65 von Frédéric Chopin und die Cellosonate Nr. 2 in D op. 58 von Felix Mendelssohn Bartholdy. "Chopin schuf ein polyphones Wunder, üppig und seelen- voll, elegant wie eine Geschichte von Turgenjew, spannend wie ein Roman von Balzac", so Wispelwey. "Mendelssohns Sonate ist unsere 'Italienische' Sinfonie, ein Erguss von Energie, sprühend und festlich, aber nicht ohne den Kontrapunkt von Schatten und Schmerz. Cellisten sind für beide Stücke, für ihre Großzügigkeit und Tiefe ewig dankbar." Und als Zugabe bringen die beiden Musiker Mendelssohns berühmtes Lied ohne Worte - und Chopins Walzer op. 64 in einem Arrangement von Karl Juljewitsch Dawidow, eine Referenz an den "Zaren unter den Cellisten", wie ihn seine Zeitgenossen nannten.
Diese CD ist ein Ereignis. Denn technisch überragende Musiker scheint es mittlerweile wie Sand am Meer zu geben. Wispelwey und Giacometti aber spielen obendrein mit ungeheurer Musizierlust und mit genau dem Quentchen Pfeffer, das aus einer sehr guten eine aus- gezeichnete Aufnahme macht. Faszinierend!
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