Ida Haendel ist ein Phänomen. Auf dieser CD finden sich Mitschnitte der Violinkonzerte von Aram Chatschaturjan und Béla Bartók aus den 60er Jahren, entstanden bei Konzerten der Violinistin in Stuttgart mit dem dortigen Radio-Sinfonieorchester. Am Pult stand der legendäre Hans Müller-Kray. Sie sind insofern Raritäten, als die grandiose Geigerin beide Werke nie auf Schallplatte eingespielt hat.
Die Schülerin von Carl Flesch und George Enescu interessiert sich nicht sonderlich für den reinen Wohlklang. Sie gehört erkennbar nicht zur großen Schar der geigenden Fräuleinwunder. Kraftvoll und mit stets überzeugendem Blick für die Struktur stürzt sie sich auf die bei- den höchst anspruchsvollen Werke. Ihr Spiel hat Biss, und Chatscha- turjans großartiges Violinkonzert erschließt sie sich mit beeindruk- kender Leidenschaft. Eine ähnliche Interpretation, voll Kraft und Glut, kennt man sonst nur von David Oistrach - und für den hatte der Armenier Chatschaturjan sein Konzert einst komponiert.
Das zweite Violinkonzert von Béla Bartók lebt von der Variation - und von den Volksmusik-Studien des Komponisten, auch wenn er keines- wegs einfach zitiert. Haendel spielt die Variationen zur Variation derart temperamentvoll, dass sie nie langweilig werden. Und, ganz ehrlich, man ist erstaunt, wenn die letzten Takte verklungen sind. Dieser Solistin könnte man stundenlang zuhören.
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