Der tschechische Pianist Ivan Moravec hat 1989 in den USA Chopins Scherzi sowie zwei Etüden und vier Mazurken für das Label Dorian eingespielt. Die Aufnahmen fanden im Saal der Troy Savings Bank statt - einem Raum, der nach dem Urteil von Fachleuten über die beste Akustik in Amerika verfügt. Die Liste der Pianisten, die dort musizierten, ist lang und sehr beachtlich.
Dennoch sind es das Können und die überragende Persönlichkeit des Prager Musikers, die diese CD so einzigartig machen. Viele Jungstars haben, zumal im Chopin-Jubiläumsjahr, Aufnahmen dieser und anderer Werke von Chopin vorgelegt. Natürlich ist ihre Technik brillant, doch wer Moravec hört, der erkennt, dass Fingerfertigkeit zwar eine notwendige, aber lang keine hinreichende Voraussetzung dafür ist, diese Stücke gut zu spielen.
Bei Moravec hat man den Eindruck, dass Chopins Musik unter seinen Händen neu entsteht. Er spielt jedes Stück mit einer Hingabe und Innigkeit, die atemlos lauschen lässt. Dabei gelingt es ihm stets, über dem Moment, der Improvisation und dem musikalischen Detail nicht den Blick auf die Struktur, auf den großen dramatischen Bogen zu verlieren. Das ist ganz große Klavierkunst. Und es ist schön, dass das tschechische Label Supraphon diese grandiose Aufnahme nun wieder zugänglich macht.
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