"Damit Dich diese Zeilen nicht vielleicht verführen, zu glauben, ich sey nicht wohl, oder nicht heiteren Gemüthes, so beeile ich mich, Dich des Gegentheils zu versichern. Freylich ists nicht mehr jene glückliche Zeit, in der uns jeder Gegenstand mit einer jugendlichen Glorie umgeben scheint, sondern jenes fatale Erkennen einer miserablen Wirklichkeit, die ich mir durch meine Phantasie (Gott sey's gedankt) so viel als möglich zu verschönern suche", schrieb Franz Schubert im Juli 1824 an seinen Bruder Ferdinand. "Man glaubt an dem Orte wo man einst glücklicher war, hänge das Glück, (...) doch bin ich jetzt mehr im Stande Glück und Ruhe in mir selbst zu finden als damals. Als Beweis dessen werden Dir eine große Sonate und Variationen über ein selbst erfundenes Thema, beides zu 4 Hände, welche ich bereits componirt habe, dienen."
Gemeint ist hier die Sonate C-Dur D 812, auch Grand Duo genannt, weil sie sich wenig um Konventionen scherte. Klavierwerke zu vier Händen nämlich waren seinerzeit üblicherweise für das häusliche Musizieren bestimmt, und daher achteten die Komponisten sorgsam darauf, dass sie - selbst wenn sie technisch anspruchsvoll waren - spielbar blieben. Schubert scherte sich darum bei diesem Stück so wenig, dass Robert Schumann, der Jahre später diese Noten auf- spürte, meinte, es müsse sich dabei um den Klavierauszug einer nie orchestrierten Sinfonie handeln.
Das Duo d'Accord hat dieses grandiose Werk nun für den Bayerischen Rundfunk und das Label Solo Musica eingespielt. Es ist kraftvolle Musik, zupackend interpretiert von Lucia Huang und Sebastian Euler. Die beiden Pianisten haben es auf dieser CD kombiniert mit Schuberts Rondo in A-Dur D 951, einem ebenfalls wunderschönen, aber eher lyrischen Stück.
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