Mittwoch, 16. November 2011

Bach: Concerts avec plusieurs instruments - Vol. I à VI (Alpha)

Das französische Ensemble Café Zimmermann hat seine Bach-Einspielung abgeschlossen, und legt nunmehr die sechs erfolg- reichen Alben dem geneigten Hörer auch in einer Box auf den Gabentisch - inklusive eines sehr informativen Beiheftes, das nun auch deutsche Übersetzungen aller Texte enthält. 
Die Musiker haben versucht, die Konzertsituation nachzuvollzie- hen, wie sie zu Bachs Zeiten im Zimmermannischen Kaffeehaus in Leipzig möglicherweise ausgesehen hat. Dort erfreute das Collegium musicum - von Telemann gegründet, mit Studenten besetzt und jahrelang von Johann Sebastian Bach geleitet -, regelmäßig die Gäste mit einem bunten Programm. Die Musiker spielten einmal wöchent- lich, zu Messezeiten sogar zweimal in der Woche. Zur Unterhaltung des interessierten Publikums müssen so jährlich hunderte Konzerte erklungen sein. 
Erwiesen ist, dass Bach dafür etliche seiner Werke, die er für das mit exquisiten Bläsern und Streichern besetzte Orchester am Köthener Hof geschaffen hatte, für Cembalo bearbeitet hat. Auch einige Werke seiner Kollegen ereilte dieses Schicksal. Und so enthält CD 6 eine musikalische Kuriosität: das Konzert für vier Cembali und Streicher in a-Moll BWV 1065, nach dem Concerto für vier Solo-Violinen und Streicher in h-Moll op. 3 Nr. 10 aus der berühmten Sammlung L'Estro armonico von Antonio Vivaldi. Wie Bach diese Aufgabe gelöst hat, das vermag durchaus zu verblüffen und zu begeistern. 
Das Solo-Cembalo scheint im Zimmermannischen Kaffeehaus regel- mäßig Partien übernommen zu haben, die eigentlich für Violine, Oboe oder Traversflöte komponiert worden sind. Wahrscheinlich reichte die Kunstfertigkeit der Studiosi dafür nicht aus; an virtuosen Cemba- listen hingegen scheint in Leipzig kein Mangel gewesen zu sein. Denn mitunter konzertierten sie, wie die vorliegenden Aufnahmen zeigen, sogar zu zweit oder gar zu dritt. 
Um Werkgruppen scheren sich die französischen Musiker herzlich wenig. Sie kombinieren Ouvertüren, Brandenburgische und Solo- konzerte nach Lust und Laune zu abwechslungsreichen Programmen. Musiziert wird frisch, aber nicht auf bloße Geschwindigkeit versessen, lustvoll-tänzerisch und bassbetont. Natürlich sind die jungen Exper- ten, die sich im Ensemble Café Zimmermann versammeln, mit den Konventionen vertraut - aber sie scheren sich wenig darum, und das ist auch gut so. Wer Bach einmal gänzlich ohne museale Staubwolken hören möchte, dem sei daher diese Box wärmstens empfohlen. 

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