Jan Pieterszoon Sweelinck (1562 bis 1621) gehörte zu den einflussreich- sten Musikern seiner Zeit - nicht nur deshalb, weil der "Orpheus von Am- sterdam" mit seinen Improvisatio- nen auf Orgel und Cembalo Besucher aus ganz Europa begeisterte. Er wirkte als Organist an der Oude Kerk in Amsterdam, und bildete zudem offenbar ganze Heerscharen von Schülern aus. Dazu gehörten unter anderem Johann Praetorius, Gott- fried und Samuel Scheidt, Heinrich Scheidemann, und viele andere mehr. Über diese Musiker und ihre Schüler prägte der "hamburgische Organistenmacher" die sogenannte Norddeutsche Orgelschule ganz entscheidend.
Über der Bewunderung für sein "modernes" Orgelwerk, das stilistisch gern für frühbarock erklärt wird, waren allerdings Sweelinks Vokal- werke aus dem Blick der Musikwelt gerückt. Sie galten als Spätrenais- sance, und gerieten damit in den Verdacht, weniger "fortschrittlich" zu sein als die Instrumentalwerke.
Die vorliegende Box beweist, dass solche Urteile Unfug sind. Swee- lincks Vokalkompositionen sind bezaubernde, filigrane Kunstwerke - von erstaunlich solider Struktur, wie man beim genaueren Hinhören feststellt. Mit welcher Raffinesse, welcher Hingabe an das Detail Sweelinck Texte auslegte, das verdient höchste Bewunderung.
Der Netherlands Chamber Choir zeigt unter Leitung der renommier- ten Dirigenten Peter Phillips, William Christie, Ton Koopman, Philippe Herreweghe, Jan Boeke und Paul van Nevel, was für Juwelen hier zu entdecken sind. Die Sänger sind phantastisch; sie werden gelegentlich durch Instrumentalisten begleitet, die ebenso zu den besten ihres Faches gehören. Die Box enthält drei CD - das bedeutet mehr als drei Stunden ungetrübtes Hörvergnügen und eine Zeitreise, die man nur empfehlen kann. Bravi!
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