Montag, 5. Dezember 2011

Bach: Kantaten; Thomanerchor Leipzig (Rondeau)

"Das Kirchenjahr mit Johann Sebastian Bach" lautet das Motto einer neuen CD-Reihe des Thoma- nerchores, die bei dem Leipziger Label Rondeau erscheint. Mittler- weile sind CD Nummer 10 mit den Kantaten BWV 19, 50, 79 und 80 zur Reformation und zum Michae- listag sowie CD Nummer 2 mit den Kantaten BWV 63, 110 und 190 zur Weihnacht erschienen.
Thomaskantor Georg Christoph Biller stellt den Kantaten jeweils einen Hymnus aus dem Florile- gium selectissimorum Hymnorum voran. Diese Motettensammlung entstand aus dem Schulgesang an der Landesschule Pforta bei Naumburg, und wurde von dem Kantor Erhard Bodenschatz (1576 bis 1636) herausgegeben. Das Florilegium Portense war zu Bachs Zeiten an protestantischen Schulen in Nord- und Mitteldeutschland weit verbreitet. Es erschien in mehreren Ausgaben; die hier genutzte stammt aus dem Jahre 1594 und basiert auf den Hymnen des Kompo- nisten Sethus Calvisius (1556 bis 1615). Dieser wirkte von 1582 bis 1594 als Kantor in Schulpforta, und wurde dann als Thomaskantor nach Leipzig berufen. 
Die Kombination aus den eher ruhigen, getragenen Hymnen, die schon Bach seinerzeit mit den Thomanern zu Beginn des Gottes- dienstes musiziert hat, und den Kantaten erweist sich als eine gute Idee, die diese CD ungemein bereichert und abrundet - nicht zuletzt weil sie das Flair jener Zeit transportiert, in der Bach seine Kantaten geschaffen hat. 
Die Thomaner singen erfreulich; das Gewandhausorchester Leipzig erweist sich einmal mehr als ein Spitzenorchester Europas. Für die Solistenpartien in Tenor und Bass wurden mit Christoph Genz, Martin Petzold, Matthias Weichert und Gotthold Schwarz ehemalige Thoma- ner gewonnen; die Sopransoli hingegen singen die Thomaner Fried- rich Praetorius, Conrad Zuber und Paul Bernewitz. Diese Knaben- soprane singen alle sauber, aber mit einer Technik, die einem schon beim Zuhören Halsschmerzen bereitet. Die eigentliche Entdeckung dieser CD ist Thomaner Stefan Kahle, der einen unglaublich guten Altus singt. Wenn es dem jungen Mann gelingt, sich diese Stimme zu erhalten, dann werden ihm die Bühnen dieser Welt offenstehen. Desto bedauerlicher erscheint es, dass sich im Chor offenbar derzeit weder ein Tenorist noch ein Bassist findet, der in der Lage wäre, ein solches Kantatensolo zu singen. 

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