"So little information about Gio- vanni Antonio Pandolfi Mealli survives that an inquisitive liste- ner might be forgiven for suspec- ting that he was invented by a mischievous musicologist one wet Wednesday", schmunzelte der Geiger Andrew Manze 1999, als er für Harmonia Mundi USA Violin- sonaten Pandolfis einspielte.
Mittlerweile ist ein bisschen mehr bekannt, vor allem auch durch die akribische Spurensuche des Musik- historikers Fabrizio Longo. Er hat herausgefunden, dass Antonio Pandolfi am 17. Januar 1629 in der Toskana, und zwar in Montepul- ciano, getauft worden ist. Irgendwann ging dann seine Familie nach Venedig, wo sein Halbbruder Giovanni Battista Mealli als Kastrat an San Marco sang. 1660 erschienen bei einem Innsbrucker Noten- drucker seine Solosonaten; der Titel nennt als Autor D. Giovanni Antonio Pandolfi Mealli - und in der Tat scheint der Musiker den geistlichen Stand gewählt zu haben.
Später findet man ihn als Violinisten in der Domkapelle von Messina. Dort musste er 1675 flüchten - und eine Lokalchronik verrät auch den Grund: Während einer feierlichen Messe am Morgen des 21. Dezem- ber stritt sich Pandolfi mit dem Altkastraten Giovanni Marquett. Dabei geriet er so in Rage, dass er dem Sänger das Rapier von der Seite riß und ihn damit durchbohrte. Stunden später erlag Marquett seiner Verletzung; Pandolfi entwich auf einem französischen Schiff und reiste über Frankreich nach Spanien. Dort wirkte er 1679 und 1680 nachweislich als Violinist der königlichen Hofkapelle.
Der Chronist berichtet, Pandolfi sei am spanische Hof wegen seines Könnens sehr geschätzt worden, und habe dort bis zu seinem Tode als Priester und Musiker gewirkt. Noch unklar bleibt, wann und wo der Violinist letztendlich gestorben ist.
Der österreichische Geiger Gunar Letzbor hat nun mit seinem En- semble Ars Antiqua Austria Pandolfis Sonate à Violino solo. Opera quarta eingespielt. Sie sind durchweg bestimmten Personen gewid- met; nicht alle davon hat man bereits erkannt. Bei der Gestaltung der Werke hat sich Pandolfi erstaunliche Freiheiten eingeräumt. Die Sonaten sind sämtlich sehr expressiv, und wirken teilweise wie improvisiert. Sie erinnern insgesamt stark an den stylus phantasti- cus, jede Sonate ist anders, und keine einzige folgt erkennbar for- malen Normen. Letzbor erkundet gemeinsam mit seinen großen Continuo-Ensemble diese seltsamen Werke. Gemeinsam mit Jan Krigovsky, Violone, Daniel Oman, Colascione, Pierre Pitzl, Gitarre, Hubert Hoffmann, Erzlaute und Norbert Zeilberger, Cembalo und Orgel, hat Letzbor nach Klangfarben gesucht, die den Ausdruck dieser großartigen Musik unterstreichen und unterstützen. Diese Aufnahme ist ganz phantastisch; auf die Fortsetzung darf man gespannt bleiben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen