"Selten sind seine Gaben, keiner unter den Söhnen unserer Stadt hat vor ihm verstanden, so anmuthig die Töne zu verbinden, die lebendige Melodie so den Worten anzuschmiegen", lobte Ludwig Helmbold, poeta laurea- tus, Pfarrer und Superintendent an der Marienkirche im thüringischen Mühlhausen, seinen Schüler Jo- hannes Eccard.
Diese Stärke zeigt sich auch in je- nen Liedsätzen, die Eccards Schüler Johannes Stobäus gemein- sam mit eigenen Werken 1642 und 1644 unter dem Titel Preussische Festlieder veröffentlicht hat. Musikhistoriker haben diese Sammlung als kulturelles Vermächtnis Preußens gewürdigt. Sie entstand als Chorbuch für den Figuralgesang in den lutherischen Gemeinden des Herzogtums, zusammengestellt im Auftrag des Königsberger Geist- lichen Ministeriums.
Stobäus wählte dafür 35 eigene Liedsätze für fünf bis acht Stimmen und 26 seines Lehrers Eccard aus, und ordnete sie dem Kirchenjahr entsprechend. 15 dieser Werke hat jetzt das Vocal Concert Dresden unter Leitung von Peter Kopp und zumeist lautstarker Begleitung durch die Capella de la Torre für Carus eingesungen. Darunter sind bekanntere Werke, wie Macht hoch die Tür von Stobäus oder Maria, das Jungfräuelein von Eccard, aber auch etliche Lieder in Welt- ersteinspielung. Das Vocal Concert Dresden erweist sich erneut als einer der derzeit besten Chöre Deutschlands. Die Bläserklänge der Capella de la Torre sind für meinen Geschmack zumeist sehr intensiv; aber es ist anzunehmen, dass Stadtpfeiffer seinerzeit mit genau diesem Instrumentarium an der Kirchenmusik mitgewirkt haben. Insofern ist dieses Klangbild sicherlich authentisch.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen