Johann Baptist Vanhal (1739 bis 1813) war der Sohn eines leib- eigenen Bauern aus Böhmen. Ersten Unterricht im Orgelspiel und Generalbass erhielt er in seinem Heimatort Nové Necha- nice; im benachbarten Marsov erlernte er zudem die deutsche Sprache - und das Violinspiel.
Schon bald konnte er Organisten- pflichten übernehmen. Schließlich wurde er Regens Chori in Hnevce- ves; sein Vorgesetzter, Dechant Mathias Nowák, war Violinist, und Vanhal hat auch von ihm offenbar sehr viel gelernt. 1760 oder 61 gelangte Vanhal im Gefolge der Gräfin Schaffgotsch nach Wien. Dort konnte er seine Ausbildung fortsetzen. So behauptet Carl Ditters von Dittersdorf in seiner Lebensbeschreibung, Vanhal sei sein Schüler gewesen.
In Wien gelang es Vanhal, sich binnen kurzer Frist als Violinist, Musiklehrer und schließlich auch als Komponist zu etablieren. Er verdiente genügend Geld, um sich aus der Leibeigenschaft freikaufen zu können. Im Mai 1769 reiste er nach Italien - der Mäzen Baron Wolfgang Isaac von Riesch finanzierte diese Reise, die Vanhal über Venedig, Bologna und Florenz nach Rom führte. Dort soll er zwei Opern nach Libretti von Pietro Metastasio komponiert haben. Im September 1771 kehrte Vanhal nach Wien zurück.
Er schuf eine Vielzahl von Werken; darunter mindestens 77 Sinfo- nien, 60 Solokonzerte, hunderte kammermusikalische Werke und Stücke für Klavier, dazu mehr als 50 Messen und weit über hundert kleinere geistliche Vokalwerke. Sie wurden in ganz Europa geschätzt. So schreibt der englische Musikhistoriker Charles Burney 1819: "Bevor wir mit den Sinfonien Haydns bekannt wurden, erregte der geistvolle, natürliche und ungekünstelte Stil Vanhals mehr Auf- merksamkeit in unseren (Londoner) Konzerten als irgend eine andere ausländische Musik seit langer Zeit."
Als er 1813 starb, waren seine großen Orchesterwerke jedoch schon vergessen. Das liegt daran, dass er um 1780 aufhörte, Sinfonien, Konzerte und Streichquartette zu komponieren. Statt dessen schrieb Vanhal nun Kirchen- und Klaviermusik - und lebte davon ganz prächtig, auch wenn die Musikkritik über Stücke wie Die große Seeschlacht bey Abukir (1800) oder Feyer der Rückkehr unseres allgeliebten Monarchen Franz I. (1810) die Nase rümpfte.
Im Mittelpunkt der vorliegenden CD steht Vanhals Cellokonzert C-Dur (Weinmann IId:C1), eines von vier Cellokonzerten des Komponisten. Es ist ein strahlend schönes, festliches Werk, das dem Solisten viel Raum zur virtuosen Präsentation bietet. Der junge ungarische Cellist István Várdai spielt dieses Konzert klangschön; er studiert derzeit an der Kronberg Academy, und man darf von ihm für die Zukunft wohl noch viel erwarten. Begleitet wird er von den Camerata Schweiz, einem Ensemble, das aus dem Schweizer Jugend-Sinfonieorchester hervorgegangen ist, und hier von Howard Griffiths geleitet wird. Die Musiker stellen auch zwei Sinfonien Vanhals vor - und sie spielen mit viel Engagement. Den hübschen Werken kommt dies zugute; Vanhal ist, was seine Sinfonien betrifft, nicht nur ein Vorgänger, sondern offenbar auch ein Geistesverwandter Haydns. Seine Musik macht Freude. Man wünscht sich mehr davon.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen