Über den Lebensweg von Johann Friedrich Fasch (1688 bis 1758) wurde in diesem Blog bereits verschiedentlich berichtet. Nach einer ersten Anstellung als Orga- nist und Direktor der Kirchen- musik in Greiz trat er 1721 als Hofkapellmeister in den Dienst des Grafen Wenzel Morzin in Prag. Doch schon sechs Monate später ging er nach Zerbst, um dort das Hofkapellmeister-Amt zu über- nehmen. Kurz darauf forderten in die Leipziger Stadtväter auf, sich um die Stelle des Thomaskantors zu bewerben, die nach dem Tod Kuhnaus neu zu besetzen war. Fasch lehnte dankend ab, und blieb in Zerbst - bis ans Ende seiner Tage.
Die Passio Jesu Christi, auf dieser CD erstmals veröffentlicht, soll Fasch bereits in Greiz komponiert haben. Mich vom Stricke meiner Sünden beruht auf dem berühmten Libretto Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus von Barthold Heinrich Brockes. Fasch hat es für seine Zwecke stark gekürzt und bearbeitet. Eine Abschrift seines Werkes befindet sich in der Stadtbibliothek Leipzig. Sie wurde durch Mary Térey-Smith ediert und diente als Grundlage für diese Aufnahme mit der Schola Cantorum Budapestiensis und dem Barockorchester Capella Savaria.
Faschs Passio beeindruckt durchaus, auch wenn sie nicht das Format von Bachs Passionen erreicht. Brockes konzentrierte die Handlung auf den Evangelisten, Jesus und die Tochter Zions, wobei der Tenor nicht nur den eigentlichen Evangelienbericht, sondern auch etliche Arien singt. Ebenso wie die der Sopranistin reflektieren und kommen- tieren sie das Geschehen. Die Solopartien singen sehr achtbar Zoltán Megyesi, Tenor, Péter Cser, Bass und Mária Zádori, Sopran. Man wür- de sich wünschen, dass das schöne wiederentdeckte Werk zukünftig in der Osterzeit Eingang in das Repertoire der Kantoreien findet, zumal die Chöre auch durch Nicht-Profis gut zu bewältigen sind. Auf der CD wird der Passio eine Ouverture in d-Moll vorangestellt; vermutet wird, dass dieses hübsche Werk im Auftrag des Dresdner Hofes ent- standen ist.
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