Über Mozarts Klavierkonzerte heißt es, sie seien eigentlich Sinfo- nien mit obligatem Flügel. So ist der erste Satz des Konzertes für Klavier und Orchester Nr. 22 Es-Dur KV 482, das Sebastian Knauer hier mit dem Niederländischen Kammerorchester unter Philippe Entremont eingespielt hat, durch eine ausdrucksstarke Orchester- exposition geprägt, der sich dann später das Klavier hinzugesellt.
Man erwartet einen Dialog zwischen dem Klavier und dem Orchester - doch der Solist macht daraus ein Bravourstück mit gelegentlichem Orchesterkommentar. Ich schätze Sebastian Knauer ja sehr, aber diese seine Mozart-Interpretation behagt mir gar nicht. Sie ist mir zu sehr virtuose Zirkusnummer, und zu wenig Musik. Es ist schade, dass der Dirigent, der ja selbst ein erfolgreicher Pianist ist, dieser Auf- fassung nicht entgegentritt, denn sie wird Mozart meiner Ansicht nach nicht gerecht.
Dass Knauer durchaus in der Lage ist, im Einklang mit einem Orche- ster zu musizieren und sich dabei in den Gesamtklang einzufügen, beweist das zweite Werk auf dieser CD, das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 Es-Dur op. 25 von Mozarts Sohn Franz Xaver Wolf- gang Mozart (1791 bis 1844). Auch wenn es gemeinhin als ein schwaches Werk im Schatten eines großen Vorbildes gilt, so empfinde ich diesen Teil der CD als den besseren, weitaus stärkeren. Das Konzert des Mozarts-Sohnes hat in der Tat seine spröde Schönheit, die allerdings entdeckt werden will. Und das ist Knauer und dem Niederländischen Kammerorchester geradezu exemplarisch gelungen. Insofern sei diese CD dem Publikum empfohlen - denn Werke von Franz Xaver Mozart finden sich nur sehr selten im Repertoire.
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