Die Oper Il trionfo di Clelia kompo- nierte Christoph Willibald Gluck (1714 bis 1787) eigens für die Eröffnung des neu erbauten Teatro Comunale in Bologna 1763. Das Libretto stammte von Metastasio, die Erstvertonung durch Johann Adolf Hasse war ein Jahr zuvor bereits in Wien gefeiert worden.
Glucks Werk scheint in Bologna ziemlich gut angekommen zu sein; Rechnungsbücher geben uns die Auskunft, dass die Oper im Früh- jahr 1763 immerhin 28 Auffüh- rungen erlebt hat. Der Komponist jedenfalls erfüllte die Erwartungen seiner Auftraggeber, und vertonte den Text ziemlich traditionell - allerdings folgte er dabei auch seiner Maxime prima la parole, poi la musica. Das beschert den meisten Arien bei aller sängerischen Bravour eine Emotionalität, die nicht mehr in Chiffren, nur Kennern verständlich, sondern direkt in musikalischen Ausdruck umgesetzt wird.
Zugleich gewinnt der Orchesterpart an Gewicht - was dem Ensemble Armonia Atenea, das auf zeitgenössischen Instrumenten musiziert, einige ausdrucksstarke Stücke beschert. So gibt es eine große drama- tische Szene mit einer Sinfonia, in der das Orchester den Kampf zwischen Römern und Toskanern akustisch darstellt. "Ich habe die Partitur zufällig entdeckt, in einer italienischen Bibliothek", berichtet Giuseppe Sigismondi de Risio, der diese Aufnahme auch dirigierte, "und sie erweckte sofort das größte Interesse, nicht nur wegen der offensichtlichen musikalischen Qualität des Werkes (...), sondern vor allem, weil diese Oper unverständlicherweise vergessen war."
In Bologna stand Gluck nicht nur ein exzellentes Sängerensemble und ein groß besetztes Orchester, sondern vor allem auch modernste Büh- nentechnik zur Verfügung. All dies erschwerte es anderen Häusern, dieses Werk ebenfalls aufzuführen. Dazu kommt die große Begeiste- rung, mit die Leute damals Aufführungen neuer Opern anhörten - und komponiert wurde ebenfalls eine Menge. Unsere Freude an "Alter" Musik dürfte einen Opernfreund des 17. Jahrhunderts ziemlich befremden. Und so ist es nachvollziehbar, dass ein solches Werk in Vergessenheit geraten ist.
An der Wiederentdeckung freilich kann man sich erfreuen. Denn auch die Sänger, die de Risio für diese Aufführung im Juli 2011 im Mega- ron, der Konzerthalle von Athen, zur Verfügung standen, sind ganz hervorragend. Die Rolle der Clelia sang Hélène Le Corre, ihren Ver- lobten Orazio Mary-Ellen Nesi, und ihren Verehrer Tarquinio Irini Karaianni. Als Porsenna, König von Toskana, ist Vassilis Kavayas zu hören, und als seine Tochter Larissa Burcu Uyar. Sie ist Tarquinio versprochen - und liebt Mannio, gesungen von Countertenor Florin Cezar Ouatu.
Die Toskaner belagern Rom, um Tarquinio dort als König einzusetzen. Die junge Römerin Clelia wird von Porsenna als Geisel festgehalten. Tarquinio ist der Sohn des gestürzten Tarquinius Superbus, und er bedrängt Clelia, obwohl er doch eigentlich Larissa, der Tochter Por- sennas, versprochen ist. Man kann sich vorstellen, dass diese Kon- stellation für einige Verwirrung sorgen wird, ganz wie es in einer opera seria üblich ist, bis dann zum Schluss der Edelmut siegt, der Schuft als Schurke enttarnt ist, und die Paare sich glücklich finden. Doch zuvor gibt es jede Menge hörenswerte Musik, in Welterstein- spielung.
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