Der Geiger Johann Georg Pisendel (1685 bis 1755) gehörte zu einer Gruppe von Musikern, die Kur- prinz Friedrich August, den Sohn Augusts des Starken, auf seiner Kavalierstour begleiteten. Sie spielten für den Kurprinzen - und hatten zugleich die Gelegenheit zur persönlichen Weiterbildung. So holte sich Pisendel in Venedig bei Antonio Vivaldi nicht nur Ideen für sein Violinspiel, er nahm bei dem renommierten Kollegen offenbar auch Unterricht im Fach Komposition. Davon berichtet uns der Entwurf eines Violinkonzertes mit schwungvollen Korrekturen durch Vivaldi, der sich im Bestand der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek Dresden be- findet.
Unter den Schätzen aus Pisendels Musikaliensammlung, die im legen- dären "Schrank II" überliefert worden sind, befinden sich auch sechs Concerti für Violine, Streicher und Basso Continuo sowie fünf Sona- ten für Violine und Basso continuo, fatto per Maeostro Pisendel Del Viualdi. Die Handschriften der Sonaten, wie sie die Bibliothek 1982 in einer Faksimile-Ausgabe veröffentlicht hat, bildeten die Grundlage für die vorliegende CD. Wer freilich meint, man müsse nur dem No- tentext getreu musizieren, dann würde auch der korrekte Vivaldi erklingen, der irrt. Annette Unger, Professorin für Violine an der Dresdner Musikhochschule, wagt sich an den Violinpart, den sie durch individuelle virtuose Auszierung - wie zu Pisendels Zeiten üb- lich - ganz schön in Schwung bringt. Ihr sekundieren Michael Pfaen- der am Violoncello und Ludger Rémy am Cembalo, beides ausge- wiesene Spezialisten für "Alte" Musik. Man staunt, was die beiden aus dem Continuo-Part machen. Eine sehr hörenswerte Aufnahme, die zudem eine Lücke im Repertoire schließt.
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