Benedetto Giacomo Marcello (1686 bis 1739) war, obwohl eigentlich Jurist, als Komponist fast ebenso angesehen wie sein Bruder Alessandro Marcello. Die beiden entstammten einem vene- zianischen Patriziergeschlecht.
Berichtet wird, man habe Alessan- dro, den älteren der beiden, an- lässlich eines Konzertes gefragt, wie es um die musikalischen Fer- tigkeiten seines Bruders bestellt sei. Er habe geantwortet, dass es damit nicht weit her sei, er könne jedoch nach den Aufführungen zumindest die Noten wieder ein- sammeln. Benedetto aber nahm Unterricht bei Francesco Gasparini und Antonio Lotti - und feierte mit Psalmvertonungen, die unter dem Titel L'Estro Poetico-Armonico 1724 bis 1726 erschienen, europa- weit Erfolge.
1708 hatte er sein Opus 1 publiziert - zwölf Konzerte für Streicher con violino e violoncello obbligati, die hier auf zwei CD vorliegen. Be- denkt man, dass es zu diesem Zeitpunkt vergleichbare Werke, etwa von Vivaldi, Corelli oder Albinoni, noch gar nicht gab, so wird die Kühnheit dieser Concerti erkennbar. Sie sind zwar lang nicht so virtuos wie die Stücke, die die Kollegen später vorlegen sollten. Doch Marcello erfindet wundervolle Melodien, und er experimentiert mit der Harmonik, was sehr reizvolle Effekte hat. Nicht umsonst hat Bach später das zweite Konzert für die Orgel bearbeitet. Ähnlich originell sind Marcellos fünf Sinfonien, die sich hier auf der dritten und letzten CD dieser Box finden.
Es ist durchweg schöne Musik, eingespielt vom Ensemble I Solisti di Milano unter Angelo Ephrikian im Jahre 1967. Man muss es daher hinnehmen, dass der Hörgenuss gelegentlich durch die damals übli- che Aufführungspraxis getrübt wird. So triefen insbesondere die langsamen Sätze geradezu vom Vibrato, das ist schon ganz schön gewöhnungsbedürftig. Wer darüber hinweghören kann, der wird hier dennoch sehr hörenswerte Musik finden.
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