Der Chitarrone gehört zur Familie der Lauten – auch wenn er mit seinem „Giraffenhals“ etwas exo- tisch wirkt. Entstanden ist dieses Instrument aus der Bestrebung, die menschliche Stimme optimal zu begleiten. Denn zum Ende des 16. Jahrhunderts galt dem Text besondere Aufmerksamkeit, nicht zuletzt durch die Auseinander- setzung mit den Dramen der Antike. Die Melodie diente dazu, den Text mit den Mitteln der Musik auszudeuten. Diese Bestrebung sollte nun auch die Instrumentalbegleitung unterstützen – und der Chitarrone war das ideale Instrument dafür.
„Von der Verwendung beim Gesang abgesehen, spielte niemand Chitarrone“, berichtete der Lautenist Alessandro Piccinini in seiner Intavolatura di liuto et di chitarrone, libro primo, gedruckt 1623 in Bologna. „Doch nachdem ich den Hals für die tiefen Saiten ange- bracht hatte, entwickelten viele Virtuosen eine Vorliebe für die Klangfülle und komfortable Besaitung und begannen, den Chitarrone als Solo-Instrument zu verwenden (...); nach einigem Üben wurden einige von ihnen exzellente Spieler, und so begann der Ruhm des Chitarrone.“
Auf dieser CD stellt der schwedische Lautenist Jakob Lindberg, Pro- fessor für Laute am Royal College of Music in London, neben Werken von Piccinini auch einige Stücke von Giovanni Girolamo Kapsberger (um 1580 bis 1651) und Bellerofonte Castaldi (1581 bis 1649) vor. Die Werke, die Lindberg ausgewählt hat, zeigen, welche verblüffenden Effekte auf dem Chitarrone möglich waren – hinreichende Finger- fertigkeit vorausgesetzt. So erweist sich die Aufnahme als spannendes Porträt eines so gut wie ausgestorbenen Instrumentes, vorgestellt von einem herausragenden Instrumentalisten.
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