Bis weit ins 18. Jahrhundert hinein war das Clavichord das Instrument der Wahl für das häusliche Musizie- ren. Die Saiten werden mit Tasten angeschlagen. Das Instrument funktioniert jedoch nach einen völlig anderen Prinzip als bei- spielsweise das Cembalo. Denn der Druck auf die Taste bewegt über einen simplen Hebel die sogenann- te Tangente aufwärts, ein Messing- blättchen, das an die Saite anschlägt und sie damit einerseits zum Klingen bringt. Andererseits unterteilt die Tangente die Saite aber auch in einen schwingenden und einen stummem Teil, der durch einen Filzstreifen am Klingen gehin- dert wird. Wird die Taste losgelassen, dann wird die gesamte Saite gedämpft, und der Ton verstummt.
Diese Art des direkten Spiels gibt Könnern reichlich Gelegenheit, den Ton zu formen und zu beeinflussen. So lässt sich durch periodisch wechselnden Druck der Finger auf die Tasten eine Art Vibrato erzeugen, die sogenannte Bebung. Der sanfte, wandlungsfähige Ton machte das Clavichord zum Lieblingsinstrument der Empfindsamkeit. Doch dann wurde es rasch vom Klavier verdrängt, das virtuosere Läufe ermöglicht, einen größeren Tonumfang hat - und wesentlich lauter ist.
Der Klang des Clavichords erscheint unseren Ohren flüsterleise. Das wird man beim Anhören der vorliegenden CD feststellen, auf der Benjamin-Joseph Steens entweder gemeinsam mit dem Flötisten Jacques-Antoine Bresch Werke der Bach-Familie vorstellt, die für Traversflöte und obligates "Clavier" geschrieben wurden - was in diesem Falle das Clavichord meint - oder aber das Tasteninstrument im Solo präsentiert. Diese CD ist zugleich eine Schule des Hörens. Denn wer die Differenzierungsmöglichkeiten des Clavichords wahr- nehmen möchte, der muss in der Tat die Ohren spitzen. Doch das lohnt sich.
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