Aufnahmen von Bachs Motetten gibt es in großer Zahl. Ob im Chor oder in solistischer Besetzung, mit Knabenstimmen, mit Orchester oder nur mit Continuo - vom Thomanerchor bis hin zur Rheini- schen Kantorei, vom Niederländi- schen Kammerchor über das Collegium Vocale Gent bis zum Bach Collegium Japan und vom Monteverdi Choir bis zu Amar- cord, man muss nur kurz beispielsweise bei Amazon das Stichwort eingeben, und wird eine riesige Auswahl vorfinden. Auch Frieder Bernius hat mit dem Kammerchor und dem Barockorchester Stuttgart 1989 bereits eine Version eingespielt.
Warum er sich entschlossen hat, nun noch einmal diese Werke vorzulegen, das würde der neugierige Hörer gern aus dem Beiheft zu dieser CD erfahren. Doch dort findet sich lediglich ein langer Text, der sich mit Echtheits- und Überlieferungsproblemen auseinandersetzt. Das ist ja ganz nett, aber es macht uns nicht schlauer.
Und die Aufnahme erklärt es ebenfalls nicht. Auch wenn Bernius hier auf das Orchester gänzlich verzichtet und die Motetten pur, nur unter Mitwirkung von Hartwig Groth an der Gambe und Christof Roos an der Orgel, vortragen lässt. Vielleicht ist es ein Wunsch des Labels, denn die populären Motetten werden sicherlich Umsatz bringen - zumal wenn sie so perfekt gesungen erklingen.
Der Kammerchor Stuttgart singt harmonisch und ausbalanciert, das Ensemble zeigt - wie gewohnt - sängerische Brillanz und einen un- glaublich ausgewogenen Chorklang. Darüber geht allerdings jeglicher Affekt flöten. Was für ein Jammer! Ich lasse dich nicht klingt hier genauso wie Singet dem Herrn ein neues Lied oder Jesu meine Freude. Gerade von Bernius und seinem stimmstarken Ensemble hatte man mehr erhofft als eine bloße Hochglanz-Aufnahme. Doch so enttäuscht diese CD mit Schönklang, der Langeweile verbreitet. Schade!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen