Heinrich von Herzogenberg (1843 bis 1900) gehörte 1874 zu den Mitbegründern des Bach-Vereins, dessen Leitung er 1875 übernahm. Die Beschäftigung mit dem Werk Bachs führte von Herzogenberg zu einer generellen Auseinander- setzung mit der evangelischen Kirchenmusik. Dazu trug auch die Freundschaft zu dem Theologen Friedrich Spitta bei, der den Kom- ponisten inspirierte - so beispiels- weise auch zu dem Oratorium Die Geburt Christi, das 1894 in der Straßburger Thomaskirche uraufgeführt wurde. Spitta war an der Universität Straßburg Theologieprofessor. Er hat sicherlich entschei- denden Anteil daran, dass der Katholik von Herzogenberg zu jenen Pionieren gehörte, die die Erneuerung der protestantischen Kirchen- musik zu Beginn des 20. Jahrhunderts vorbereiteten.
Der Komponist, seit 1885 Professor für Komposition in Berlin, kannte Johannes Brahms und verehrte ihn sehr. Dennoch erscheint es unge- recht, dass Heinrich von Herzogenberg als Brahms-Epigone abgetan wurde und dass seine Werke rasch im Nirvana der Musikgeschichte entschwunden sind. Hört man Die Geburt Christi, ein Werk, das Abschnitte für Solisten, Chor und Orchester sowie Kirchenlieder für den Gemeindegesang sehr geschickt miteinander verbindet, dann findet man darin sehr viel originelle Ideen und sehr interessante Passagen. Wunderschön beispielsweise gestaltet von Herzogenberg die biblische Weihnachtserzählung sowie den darauffolgenden Chor Es ist ein Ros entsprungen.
Hänssler Classic legt dem Musikfreund das Werk in einer hörens- werten Aufnahme aus dem Jahre 1988 auf den Gabentisch. Sie wurde seinerzeit vom SFB in der Jesus-Christus-Kirche Berlin-Dahlem aufgezeichnet. Regina Schudel, Anke Eggers, Peter Maus und Ernst-Gerold Schramm sind als Solisten zu hören. Es singen zudem der Kammerchor der Hochschule der Künste Berlin und der Staats- und Domchor Berlin. Rudolf Heinemann und Michael Röbbelen spielen die Orgel bzw. das Orgelpositiv. Zudem musiziert das Ensemble Oriol; es dirigiert Christian Grube.
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