Georg Christoph Wagenseil (1715 bis 1777) begann seine Musiker- laufbahn als Klavier- und Orgel- schüler von Matteo Palotta und Gottlieb Muffat sowie als Kapell- knabe. Später wurde er Hofscholar und Kompositionsschüler von Johann Joseph Fux. In dieser Zeit schrieb er bereits jede Menge Kirchenmusik, und vertrat zudem Muffat, der Erzherzogin Maria Theresia Clavierunterricht gab.
Die spätere Kaiserin war offenbar angetan. Denn Wagenseil wurde bereits 1738 zum Hofcompositeur ernannt, und wirkte dann bis an sein Lebensende als Musikmeister der Kaiserin. In dieser Funktion unterwies er nicht zuletzt die kaiserlichen Kinder; er war aber auch außerhalb des Hofes bis ins hohe Alter ein gefragter Pädagoge.
Wagenseil schuf eine Vielzahl von Werken in allen Genres seiner Zeit; er gehört zu den Wegbereitern der Wiener Klassik. Dennoch wäre sein Name inzwischen in Vergessenheit geraten, wenn es nicht jene Anek- dote gäbe, die über ein Konzert des kleinen Mozart erzählt wird, der bei Hofe ein Konzert Wagenseils vorspielen sollte. Der Sechsjährige rief den berühmten Virtuosen herbei, und ließ sich von ihm die Noten umwenden.
Das bevorzugte Instrument Wagenseils war ohne Zweifel das Cemba- lo. Das hört man auch bei den vier Konzerten auf dieser CD. Sie stammen aus der Sammlung Six Concertos for the Harpsichord or the Organ with Accompanyments for Two Violins and a Bass, die um 1765 in London gedruckt worden ist. Elisabeth Ullmann spielt diese Werke auf einer Orgel, die ein unbekannter Orgelbauer um 1800 im österreichischen Rust errichtet hat. Die Solistin musiziert gemeinsam mit dem Piccolo Concerto Wien unter Roberto Sensi. Die Musiker sind hervorragend; trotzdem wird man mit dieser Aufnahme nicht recht zufrieden sein. Das liegt möglicherweise am Solo-Instrument. Denn es ist verblüffend, wie deutlich diese hübschen Konzerte für Cembalo bestimmt sind - und ein Rätsel, warum für diese Aufnahme dennoch die Orgel gewählt wurde.
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