"Diese Pastoralsymphonie dauerte daher schon länger, als ein ganzes Hofkonzert bei uns dauern darf", meckerte Johann Friedrich Rei- chardt über die Uraufführung des Werkes 1808. Die Kritikerschaft war aber nicht nur über die Länge der "Akademie" verärgert, bei der Ludwig van Beethoven obendrein noch seine fünfte Sinfonie und einige andere Werke aufführen ließ. Noch ein Jahr später, nach der Leipziger Premiere, schrieb Friedrich Rochlitz in der Leipziger Allgemeinen Musikalischen Zeitung, die sechste Sinfonie sei ein "kaum weniger merkwürdiges und eigenthümliches Produkt".
Aus dem Chor der Irritierten heraus erklingt schließlich die Stimme eines Rezensenten aus Erfurt, der im Januar 1810 in derselben Zeitung eine Lanze für Beethovens Werk bricht. Michael Gotthardt Fischer (1773 bis 1829) begründet aber nicht nur ausführlich, warum er die Sechste für ein "Meisterstück" hält. Der Musiker, der in Erfurt als Organist und Dirigent der Winterkonzerte wirkte, ein Schüler des letzten Bach-Schülers Johann Christian Kittel, hat das Werk auch für eine kleinere Besetzung arrangiert, um es einem größeren Publikums- kreis zugänglich zu machen. Fischers Bearbeitung erschien in Januar 1810 bei Breitkopf und Härtel in Leipzig.
Die Form, die er dafür wählte, ist für uns heute nachvollziehbar. Für die damalige Zeit aber, in der das Streichsextett als Instrumental- formation noch nicht "erfunden" war, muss diese Version ganz er- staunlich gewesen sein. Fischer konzentrierte sich nicht nur auf die Streicherstimmen der Orchesterpartitur; er verteilte auch die Blä- serstimmen auf die sechs Streicher. Das hat durchaus seinen Reiz, zumal das Kölner Streichsextett die Klangfarben entsprechend an- passt. Demetrios Polyzoides und Elisabeth Polyzoides-Baich, Violine, Bernhard Oll und Rémy Sornin-Petit, Viola sowie Uta Schlichtig und Birgit Heinemann, Violoncello, stellen diese "schlanke", kammermusi- kalisch wirkende Version klar strukturiert und durchhörbar vor. Sie ermöglichen mit dieser CD die Wiederentdeckung eines lang verges- senen Arrangements, das beileibe nicht nur für den Kenner seine Reize hat.
Im Kontrast dazu erklingt Six to midnight, ein Streichsextett, das Augusto Valente für das und mit dem Ensemble geschaffen hat. Es stellt extreme technische Anforderungen - aber die artistische Hochleistung bringt keinen nachvollziehbaren Effekt. Mit diesem Werk kann die Rezensentin daher leider wenig anfangen; Spezialisten für zeitgenössische Musik mögen das anders sehen.
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