Dienstag, 5. März 2013

Clementi: Capriccios & Variations; Shelley (Hyperion)

"I was a young Italian, but now I'm an old Englishman", bemerkte der betagte Muzio Clementi (1752 bis 1832). Zur Welt gekommen war er in Rom. Dort begann er auch seine Ausbildung. Der Knabe war so begabt, dass er schon im Alter von neun Jahren Organisten- dienste übernehmen konnte.
Als er 14 Jahre alt war, ging er mit einem Mäzen nach England - und dort blieb und wirkte er den Rest seines Lebens, sieht man von eini- gen Konzertreisen ab, die ihm bis nach Russland führten. Clementi erwarb sich einen Ruf als herausra- gender Pianist, Klavierexperte und Musikverleger. Seine Kompositio- nen beeinflussten Generationen von Musikern; noch heute ist Gradus ad Parnassum wohl jedem Pianisten geläufig. Seine anderen Werke allerdings sind aus dem Konzertleben zumeist verschwunden.
Das ist durchaus ein Verlust, wie Howard Shelley auf diesen beiden CD beweist. Er hatte bereits, ebenfalls bei Hyperion, auf zwölf CD bereits sämtliche Klaviersonaten Clementis eingespielt, und wurde dafür von der Kritik gefeiert. Mit derselben Akribie hat sich der Pianist nun den Capriccios und Variationen des Komponisten zugewendet. Die Dop- pel-CD wird dem Zuhörer mehr als einmal ein Schmunzeln entlocken, denn sie zeigt Clementi als versierten und humorvollen Musiker, der beispielsweise in den Musical Characteristics op. 19 Zeitgenossen wie Mozart und Haydn, aber auch einen deutschen Pianisten namens Franz Xaver Sterkel sowie sich selbst treffsicher parodiert. 
Shelley gelingt erneut eine Einspielung, wie man sie sich nicht besser wünschen kann - mit seinem kristallklar strukturierten, präzisen und klangschönem Musizieren auf einem modernen Instrument macht der Pianist Lust darauf, Clementi wiederzuentdecken. Auch wenn nicht alle Stücke gleich anspruchsvoll sind, so würde man sich doch freuen, diese Musik gelegentlich auch im Konzert zu hören. 

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