"Lautenmusik von Silvius Leopold Weiss", lautet der Untertitel dieser CD, die Bernhard Hofstötter bei dem Altenburger Label Querstand veröffentlicht hat. Insofern ist Dresden nachvollziehbar - am kursächsischen Hofe wirkte Weiss, einer besten Lautenisten seiner Zeit. 1718 trat er in die Hofkapelle ein, in der damals auch andere berühmte Musiker spielten, wie Pisendel, Veracini, Buffardin oder Quantz. Keiner dieser Stars aber wurde besser bezahlt als der Lautenist - und der wiederum schätzte seinen Dienstherrn derart, dass er 1736 einen Ruf nach Wien ablehnte und bis an sein Lebensende 1750 in Dresden blieb.
Wie aber passt Moskau zu einen Musikerleben, das derart durch Be- ständigkeit geprägt war? Nun, die Erklärung ist nicht wirklich eine Überraschung: Weiss hat zu Lebzeiten nur ein einziges seiner Stücke in Druck gegeben. Dennoch finden sich Abschriften seiner Werke heute in Bibliotheken in ganz Europa. Man sieht daran, wie begehrt sie waren - und wieviele Schüler der Lautenist offenbar hatte. Zu ihnen gehörte auch Timofei Bielogradsky, der aus der Ukraine stammte, und nach seiner Ausbildung in Dresden als Lautenist am russischen Zaren- hof musizierte. Es könnte sein, dass das Manuskript auf ihn zurück- geht, das sich heute im Moskauer Glinka-Museum befindet.
Hofstötter spielt daraus die Sonata in d-Moll, ein Spätwerk des be- rühmten Kollegen, das mehrfach an Klänge Johann Sebastian Bachs erinnert. Der Lautenist und der Thomaskantor kannten sich gut; es ist überliefert, dass sie sogar gemeinsam improvisiert haben sollen. Auch die Sonata in B-Dur, die die CD eröffnet, gehört zu Weiss' Spät- werk - faszinierende Musik, die teilweise bald wie ein Concerto grosso wirkt. Es ist erstaunlich, wie orchestral sich die Laute einsetzen lässt. Hofstötter lässt das Instrument in großen melodischen Bögen klingen - und bewältigt die virtuosen Passagen ebenso souverän. Er spielt kraftvoll, durchdacht und prägnant, ihm zuzuhören ist eine große Freude.
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