Philipp Dulichius (1562 bis 1631) war der Sohn des Tuchmachers, Ratsherren und mehrfachen Bürgermeisters Caspar Deulich aus Chemnitz. Über seine frühen Jahre und seine Ausbildung ist kaum etwas bekannt. Sein Musiklehrer in Chemnitz dürfte ein Andreas Gott- hardt aus Schweidnitz gewesen sein – er heiratete Philipps älteste Schwester Justina. Belegt ist, dass Deulich an den Universitäten in Leipzig und Wittenberg studiert hat. Seine Publikationen verraten uns, dass er ein exzellentes Latein schrieb, und viel von den großen italienischen Meistern seiner Zeit gelernt hat.
Als knapp 25jähriger wurde er 1587 durch Herzog Johann Friedrich von Pommern als Kantor an die Marienkirche und an das Fürstliche Pädagogium in Stettin berufen. Dulichius fand dort seine Lebens- stellung. Er hat mehr als 200 Motetten komponiert, die zu seinen Lebzeiten in ganz Europa bewundert und gesungen wurden. Dann aber verschwanden sie aus dem Repertoire. Und obwohl sich bereits seit 1890 Musikwissenschaftler darum bemühen, das Werk des „pommerschen Lassus“ - so nannte ihn Rudolf Schwartz, einer seiner Wiederentdecker, damals – vom Archivstaub zu befreien, hat es in der Kirchenmusik bis heute keinen Platz gefunden.
Dafür gibt es eine Reihe von Gründen. So sind die Werke vergleichs- weise komplex. Die meisten Kirchenchöre hierzulande sind schon stolz, wenn es ihnen gelingt, einen mäßig schwierigen vierstimmigen Chorsatz sauber vorzutragen. Dulichius' Motetten aber sind fünf- bis achtstimmig, teilsweise doppelchörig, überwiegend in lateinischer Sprache – und sie beruhen nur in seltenen Ausnahmefällen auf einem der bekannten und beliebten evangelischen Kirchenlieder.
Für uns sehr ungewohnt ist es zudem, dass Dulichius die ganze Vielfalt des damals gebräuchlichen Tonartensystems ausschöpfte. Die vorlie- gende CD greift dies auf, und ordnet die 18 ausgewählten Werke sogar nach den Modi. Eines wird bald klar: Die Motetten von Dulichius zeichnen sich durch Kunstfertigkeit aus und durch Wohlklang. Stilistisch steht der Komponist Orlando di Lasso näher als Claudio Monteverdi.
Das Ensemble Weser-Renaissance Bremen musiziert unter seinem Leiter Manfred Cordes sehr hörenswert. Bei der Besetzung wurde mit Fingerspitzengefühl vorgegangen; die einzelnen Stimmen wurden klug auf Sänger und Instrumentalisten verteilt, so dass auch klanglich für Abwechslung gesorgt ist. Die sieben Vokalisten singen mit schlankem Ton, nahezu vibratofrei und stark am Ensembleklang orientiert. Für eine Kantorei ist das sicher nichts, aber im Konzert würde man diese Musik wirklich gern öfter hören.
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