Der kanadische Pianist Glenn Gould (1932 bis 1982) wurde durch seine Einspielung der Goldberg-Varia- tionen für Columbia Records im Jahre 1955 berühmt. Er ging nur einige Jahre auf Konzertreisen; dann zog sich der Musiker, der als exzentrisch galt, ins Studio zurück. Das Label Idis hat nun Konzertmit- schnitte aus den 50er und 60er Jahren auf zwei CD vorgelegt, bei denen Gould mit Werken Bachs zu hören ist.
Der Pianist spielt auch hier Bachs Musik geradezu mathematisch exakt, ausgesprochen rhythmusbetont und strikt kontrapunktisch – wobei ihm das Kunststück gelingt, mit- unter jeder Stimme eine andere Klangfarbe zu geben. Gern überrascht der Pianist zudem durch das gewählte Tempo.
Das ist, wenn man so will, die auf die Spitze und in die Konsequenz ge- triebene spätromantische Version des Musizierens, die dem Musiker, zumal dem Solisten, sehr weitreichende Spielräume für eine individu- elle Interpretation zugesteht. Gould jedenfalls scheut Extreme nicht, was gelegentlich zu verblüffenden Klangeffekten führt. So wirkt sein Spiel mitunter, als imitierte Gould ein Cembalo. Manchmal hört man den Pianisten mitsingen, was nicht besonders bereichert. Aber wer einen Künstler diesen Formats erleben will, der muss auch seine Marotten hinnehmen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen