Dass Orgeln umziehen, geschieht gar nicht so selten. Die Donati-Orgel allerdings, die sich nun in der Schlosskapelle im sächsischen Lichtenwalde befindet, hat eine bewegte Geschichte. Sie beginnt 1741, als eine Gräfin für die Stiftskirche Ebersdorf von dem Orgelbauer Johann Christoph Gottlob Donati ein solches Instrument anfertigen ließ. Und weil ihr der Klang der fertig- gestellten Orgel so gut gefiel, bestellte sie gleich noch eine weitere für ihre Schlosskapelle.
Die Ebersdorfer Orgel wurde Ende des 19. Jahrhunderts ausgetauscht; die in Lichtenwalde blieb erhalten, wurde aber im Krieg beschädigt. Die verbleibenden Orgelreste wurden schließlich in den 60er Jahren nach Ebersdorf umgesetzt und durch die Firma Eule, dem Zeitge- schmack folgend, wieder spielbar gemacht. Dabei wurde das Instru- ment sehr stark verändert.
In jüngster Vergangenheit wurde die Schlosskapelle sorgsam restau- riert. Dabei entstand die Idee, auch die Donati-Orgel wieder an ihren ursprünglichen Platz zurückzuholen. Das war ein Problem, berichtet Orgelbauer Thomas Wolf, der den Auftrag dazu erhielt: „Die Orgel mit der tiefen Stimmung und somit zu großen bzw. zu langen Pfeifen passte nicht mehr in die kleine Kapelle.“
Die Unterstützung durch den Freistaat Sachsen sowie das Engagement einer Vielzahl von Sponsoren hat letztendlich die Rückkehr der Orgel und ihre Wiederherstellung ermöglicht. Auf dieser CD stellt Matthias Grünert, Kantor an der Dresdner Frauenkirche, nun das restaurierte Instrument und seine klanglichen Möglichkeiten vor. Dabei streicht er insbesondere die Stärken der Orgel geschickt heraus. Einige der Aufnahmen sind zudem bereits 2009, vor dem Umzug der Orgel, in Ebersdorf entstanden. So wird auch der Vergleich möglich.
Bei einigen Stücken musiziert Grünert zusammen mit der Sopranistin Jana Reiner. Ihre Stärke ist das nahezu vibratofreie Singen in langen, lyrischen Bögen. So gehört ihre Interpretation einiger Lieder aus Schemellis Gesangbuch zum Besten, was ich je dazu gehört habe. Auch Ich will den Herrn loben allezeit, ein Geistliches Konzert von Heinrich Schütz, gestaltet sie klug und singt sie exzellent. Die beiden italienischen Kirchenkantaten hingegen fallen dagegen deutlich ab; Dramatik liegt Reiner offenbar gar nicht. Humor aber haben die Beteiligten ganz sicher – der Marsch am Ende der CD ist ein 1A Schlusspunkt.
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