Wenn der Hammerklavierspezialist Arthur Schoonderwoerd sich an eine Gesamteinspielung der Klavierkonzerte Mozarts macht, dann darf sich der Hörer auf mehr als nur eine Überraschung gefasst machen.
Denn Schoonderwoerd ist mit seinem Ensemble Cristofori unermüdlich auf der Suche nach dem wahren Klang: Die Musiker wollen die Werke dem Publikum möglichst so vorstellen, wie sie einst zur Zeit ihrer Entstehung gespielt worden sind.
Das ist ein anspruchsvolles Projekt, wie Schoonderwoerd im Beiheft ausführlich erläutert. Denn selbst zeitgenössische „Klaviere“ – wahrscheinlich sollte man an dieser Stelle besser Fortepiano oder Pianoforte schreiben – sind üblicherweise den Bedürfnissen von späteren Besitzern angepasst worden. Das gilt auch, so Schoonder- woerd, für Mozarts eigenes Instrument aus der Werkstatt von Anton Walter. Verwendet hat der Pianist schließlich den Nachbau eines solchen Fortepianos, ausgestattet mit einer Wiener Mechanik und unbelederten Hämmerchen aus Holz – was dem Original Mozarts wohl so nahe wie möglich kommt.
Auch sonst räumen die Aufnahmen, die bei Accent erscheinen, mit so mancher eingefahrenen Hörgewohnheit auf. So sind die Streicher durchweg solistisch besetzt, was wiederum die Bläserstimmen deutlich in den Vordergrund treten lässt. Mitunter verbessert dies die Durchhörbarkeit des Stimmengeflechts; es kommt aber auch vor, dass die Bläser nun ihrerseits die Streicher übertönen. Auch der vergleichsweise ätherische Klang des Soloinstrumentes hat es nicht immer leicht, sich zu behaupten.
Für seine Einspielung des Konzerts KV 459 ist Schoonderwoerd geradezu detektivisch auf die Spurensuche gegangen. Denn Mozart notierte in seinem eigenhändigen Werkverzeichnis für dieses Werk als Teil der Besetzung Trompeten und Pauken. Lange hielt man diesen Eintrag des Komponisten für einen Flüchtigkeitsfehler. Wenn man diese Einspielung gehört hat, wird man daran aber nicht mehr glauben.
Denn Schoonderwoerd hat die offenbar verlorengegangenen Trompeten- und Paukenstimmen rekonstruieren lassen. Gemeinsam mit den Musikern des Ensembles Cristofori lässt er das Werk hier wieder in dem Glanz erstrahlen, den es 1790 zusammen mit dem Klavierkonzert KV 537 anlässlich der Krönung des Kaisers Leopold II. in Frankfurt/Main verbreitete. Das Klangbild, das die beiden bisher erschienenen CD vorstellen, unterscheidet sich generell krass von allem, was man bisher gehört hat. Wer aber Mozart ernst nimmt, der kommt an diesem Experiment nicht vorbei. Auf die Fortsetzung dieser Gesamtaufnahme darf man daher gespannt sein.
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