Kann es sein, dass viele Menschen heutzutage besser sehen als hören können? Im Februar 2013 nahm die Deutsche Grammophon Andreas Ottensamer exklusiv unter Vertrag – als ersten Solo-Klarinettisten überhaupt. Natürlich beherrscht der Österreicher sein Instrument exzellent, er ist schließlich Solo-Klarinettist bei den Berliner Phil- harmonikern.
Doch um zu einem Debütalbum bei einem Major zu kommen, sollte man offenbar zusätzlich jung und attraktiv sein – und nichts dagegen haben, auch so beworben zu werden. Hervorragende Klarinettisten gibt es etliche. Was also zeichnet den Musiker Ottensamer aus?
Da wäre ganz sicher seine Experimentierlust zu nennen. Ottensamer spielt nicht nur Klarinettenkonzerte – neben Klassikern von Spohr und Cimarosa ist hier auch ein interessantes Stück von Aaron Copland zu hören –, er präsentiert auch Musikstücke, die ursprünglich für ganz andere Instrumente entstanden sind. Drei Arrangements dafür hat ihm sein Jugendfreund Stephan Koncz geschrieben, der als Cellist bei den Berliner Philharmonikern musiziert.
Das hat Konsequenzen: „Dieses Album stellt den Interpreten vor die Herausforderung, zwischen verschiedenen Stilen und Spieltechniken zu wechseln“, erläutert Ottensamer; „gleichzeitig habe ich aber großen Wert darauf gelegt, immer meine persönliche Interpretation und meinen Klang zu bewahren.“ Der ist in der Tat ziemlich eigen, denn Ottensamer spielt eine Wiener Klarinette, die eine weitere Bohrung hat als deutsche Instru- mente – und das macht ihren Klang wärmer, dunkler und voluminöser. The Rotterdam Philharmonic Orchestra begleitet ihn unter der Leitung von Yannik Nézet-Séguin.
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