Als Gottfried August Homilius (1714 bis 1785) im Jahre 1755 in Dresden Kreuzkantor wurde, hatte er bereits 13 Jahre das Organisten- amt an der benachbarten Frauenkirche versehen und dafür auch Orgelmusik komponiert. Die Motetten, die Homilius für die Kruzianer geschrieben hat, erweisen sich als wahre Perlen der Chorliteratur – allerdings stellen sie auch enorme Ansprüche an die Chorsänger. Das hat leider dazu geführt, dass diese interessanten Stücke aus dem Repertoire nahezu vollständig wieder verschwunden sind.
Nachdem Frieder Bernius mit dem Kammerchor Stuttgart bereits einige dieser Raritäten auf CD vorgelegt hat, ist nun – pünktlich zum Beginn des Homilius-Jubiläumsjahres – die zweite Auswahl seiner Motetten erschienen, gesungen vom Vokalensemble Sirventes Berlin unter Stefan Schuck. Die Sänger, die übrigens in der Besetzung als Doppelquartett jede Woche am Samstag in der Berliner Kirche Am Hohenzollernplatz den sogenannten „Noon-Song“ vortragen, bringen Homilius' Musik regelrecht zum Erstrahlen. Seine Werke sind ein Balanceakt zwischen dem althergebrachten Kontrapunkt und dem seinerzeit modernen empfindsamen Stil; die Vokalisten orientieren sich bei ihrem Vortrag deutlich am Text, was zu diesen Stücken passt – auch wenn sie, sucht man eine passende Schublade, wohl eher der Frühklassik als dem Barock zuzuweisen wären. Gesungen wird flink und geläufig, schlicht und schlank. So wirken Homilius' Motetten elegant, ja fast grazil. Wundervoll!
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