„Monsieur Boehm (de Munich) a obtenu une grande médaille pour l'application d'un nouveau systè- me de perce aux instruments à vent à trous“, schrieb einst Hector Berlioz, der bei der ersten Weltaus- stellung 1851 in London Mitglied der Jury war. „M. Boehm fait la plupart de ses flûtes en argent. Le son des ces instruments est doux, cristallin, mais moins plein et moins fort que celui des flûtes en bois. Ce noveaux système a pour avantage de donner aux instru- ments à vent à trous une permettre aux exécutants de jouer sans difficulté, dans des tonalités presque impracticables sur les instru- ments anciens. (..) Nous ne doutons pas qu'avant peu le système de Boehm ne triomphe, et il faut féliciter les jurys de l'Exposition univer- selle de'l avoir compris.“
Der Franzose sollte recht behalten. Die Veränderungen, die Theobald Boehm (1794 bis 1881) vorgenommen hat, eröffneten der Flöte gänzlich neue Wege. Bei der Konstruktion der zylindrischen Flöte nahm Boehm akustische Untersuchungen vor – und führte somit zum ersten Male überhaupt den Holzblasinstrumentenbau auf physikali- sche Grundlagen zurück. Weil es sich besser messen ließ, nutzte er dafür Metallröhren – und stellte zugleich fest, dass Silber sich ideal als Material für den Flötenbau eignet. Boehm hatte viele Talente. Der Münchner war nicht nur Musiker, er komponierte auch, und die von ihm angefertigten Querflöten zeigen, dass er wohl als Goldschmied ebenfalls nicht unerfahren war.
Um zu zeigen, in welchen Schritten Boehm einst die Traversflöte überarbeitete, spielt Konrad Hünteler auf dieser CD verschiedene Exemplare, durchweg Originale aus Boehms Werkstatt. Die CD beginnt mit der „klassischen“ konischen Flöte in alter Konstruktion, angefer- tigt von Boehm und Greve um 1840, und stellt dann ein ähnliches Instrument vor, das aber bereits mit Ringklappen ausgestattet ist. Es erklingen zudem die zylindrische Silberflöte, die Boehm 1851 zur Weltausstellung vorgestellt hat, eine Altflöte, entstanden um 1860, sowie eine zylindrische Holzflöte von Boehm & Mendler um 1870.
Vorgestellt werden die Instrumente anhand von Kompositionen und Arrangements von Theobald Boehm – der auch in diesem Bereich durchaus sehr versiert war. Begleitet wird Hünteler dabei durch Michaela Pühn auf einem Fortepiano von Conrad Graf, einem klang- lich gut passenden Instrument um 1835. „Dass seine Musik und seine Flöten (..) zu jeder Zeit und in jedem Stadium von enormem Klang- sinn, tiefem musikalischen Ausdruck, unbändiger Spielfreude und zirzensischer Lust an der Virtuosität geprägt sind, das will diese Einspielung zum ersten Mal erlebbar machen“, schreibt Hünteler in dem sehr informativen Beiheft. Die Klangbeispiele sind faszinierend – und das nicht nur, weil sie überragend gespielt werden. Es ist ganz erstaunlich, wie sehr sich die Flöten im Klang unterscheiden. Hün- teler macht exemplarisch hörbar, welche enormen Auswirkungen im Musikinstrumentenbau scheinbar kleine Details haben können.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen