„Ich meine, dass in der Musik Franz Schuberts die Idee des Wanderns ein stilbildendes Charakteristikum darstellt. Dabei ist das Wandern gewiss viel- schichtig zu verstehen: Zum einen im wörtlichen Sinne als das Wandern durch Stadt und Land, mal beschaulich, mal rastlos“, schreibt Matthias Kirschnereit im Beiheft zu dieser CD. „Zum anderen sehe ich in Schuberts Wandern eine Metapher für die mehr oder weniger permanente Sehnsucht nach glücklicheren Umständen, bis hin zum erlösenden Tod.“
Der Pianist hat daher Klavierwerke zu einer „Herbstreise“ zusammen- gestellt – vom sehnsuchtsvollen Andante der frühen Jahre bis hin zur Wanderer-Fantasie und von der temperamentvollen Ungarischen Melodie bis hin zum Allegretto, das „abschließend das Tor zur Ein- samkeit der Winterreise aufstößt“, so Kirschnereit. Davon freilich ist auf dieser CD eher wenig zu spüren; Kirschnereit präsentiert „seinen“ Schubert erstaunlich biedermeierlich. So heiter, so aufgeräumt und so fern aller Abgründe war beispielsweise die a-Moll-Sonate selten zu hören. Diese Interpretation ist ganz entschieden eine poetische.
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