Was macht ein Thomaner, wenn er das Abitur glücklich geschafft hat – und den weltberühmten Chor verlassen muss? Er singt gemeinsam mit anderen ehemaligen Thomanern weiter. Dazu haben sich in Leipzig bereits mehrere Formationen ge- gründet, und sie sind oft auch recht erfolgreich, was für die solide Aus- bildung der jungen Sänger in dem renommierten Knabenchor spricht. Das Ensemble Nobiles beispielsweise hat bereits zwei CD veröffentlicht. Die Sänger konnten sich beim Deutschen Musikwettbewerb 2014 Stipendien des Deutschen Musikrates sowie der Deutschen Stiftung Musikleben und einen Förderpreis sichern, und dem 9. Deutschen Chorwettbewerb 2014 in Weimar gewann das Quintett sogar einen ersten Preis.
Jetzt haben Paul Heller, Lukas Lomtscher, Christian Pohlers, Felix Hüb- ner und Lucas Heller ihre dritte CD vorgelegt. Inhaltlich spannt sie den Bogen vom stillen Beginn des Kirchenjahres am ersten Advent über den Jubel in der Christnacht bis zum Dreikönigstag, der nicht nur an die Anbetung der drei Weisen aus dem Morgenlande erinnert, sondern auch an den Kurrendegesang der frierenden Chorschüler, die mit diesem Dienst seinerzeit ihre Ausbildung mit finanzieren mussten. Geblieben ist davon heute noch das Sternsingen.
Nicht nur das ausgewählte Repertoire, auch der sehr informative Text von Anselm Hartinger zeigt die Wurzeln des Gesangsquintettes sehr deutlich: Die Chorkultur der Thomaner, ihre Chordisziplin und natürlich auch ihre Musik haben das Ensemble Nobiles geprägt und werden durch die nun- mehr erwachsenen Sänger fortgeschrieben. Davon zeugen etliche Werke, die Komponisten eigens für die fünf jungen Männer geschaffen haben. Das Ensemble Nobiles begeistert mit sorgsam ausgewählten, perfekt einstu- dierten und sowohl lupenrein sauber als auch sehr durchdacht gesungenen Werken, von Michael Praetorius bis Günter Raphael und von Benedict Ducis bis Hugo Distler. Auch der derzeitige Thomaskantor Georg Christoph Biller ist mit zwei Liedsätzen vertreten. Wer eine Alternative sucht zum vorweihnachtlichen Shopping-Mall-Gedudel – hier ist eine, und zwar eine sehr hörenswerte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen