Über Leonhard Lechner (um 1553 bis 1606) und seinen Lebensweg ist nicht viel bekannt. Es wird vermutet, dass er aus dem Etschtal in Südtirol stammt. Seine Musikerlaufbahn begann er möglicherweise an der Münchner Hofkapelle, wo er ein Schüler Orlando di Lassos gewesen sein könnte. Dass Lechner seine Ausbildung in Italien fortgesetzt hat, lässt sich ebenfalls nicht nachwei- sen. Seine Werke allerdings geben Zeugnis davon, dass er mit der zeit- genössischen italienischen Musik bestens vertraut war.
Um 1575 ging Lechner nach Nürnberg. Dort war er zunächst als Schul- gehilfe an der größten städtischen Lateinschule St. Lorenz angestellt, erwarb sich aber bald einen Namen als Komponist, weshalb ihn die Stadt 1582 zum archimusicus ernannte und mit der Leitung des städtischen Musiklebens beauftragte. Dennoch ging Lechner 1584 als Kapellmeisters an den Hof des Grafen Eitel Friedrich von Hohenzollern in Hechingen. Von dort entwich er aber bald darauf, suchte bei Herzog Ludwig von Württemberg Schutz und bewarb sich in Dresden. Der Kurfürst holte Referenzen ein, und vergab die Anstellung dann doch lieber an Rogier Michael. Lechner hingegen wurde 1586 württembergischer Hofkomponist und 1594 Hofkapellmeister.
Auch wenn er uns heute insbesondere als Liedkomponist noch ein Begriff ist – Lechner hat, vor allem in seinen Nürnberger Jahren, eine Vielzahl von Gelegenheitskompositionen geschaffen. So erhielt er den Auftrag, die Festmusik zur Hochzeit des Neffen des ehemaligen Bürgermeisters Hans Welser mit der Tochter des amtierenden Bürgermeisters Endres Imhoff zu schreiben. Das Ensemble Officium hat gemeinsam mit dem Ensemble Gabinetto Armonico unter der Leitung von Wilfried Rombach eine hörens- werte Auswahl daraus bei Christophorus eingespielt. Neben der Missa super Domine, Dominus noster findet sich auf der CD auch Lechners vierundzwanzigstimmige Motette Quid Chaos in der Tradition ähnlich monumentaler Werke von Alessandro Striggio und Thomas Tallis. Vorausgehend erklingen zudem das Vorbild für Lechners Missa – ein Werk von Orlando di Lasso – sowie ein Präludium von Andrea Gabrieli. So wird hörbar, wie stark diese Musik stilistisch aufeinander bezogen ist.
Ergänzend sind vier sechsstimmige Motteten aus den Motectae Sacrae (1575) sowie die erst kürzlich in Flensburg wiederentdeckten Kronburg-Motetten fur den dänischen König Friedrich II. zu hören. Das letzte Werk auf der CD schuf Lechner 1604 für die Hochzeit des Herzogs Johann Georg von Sachsen mit Prinzessin Sibylle Elisabeth von Württemberg. Das Manuskript der dreichörigen, fünfzehnstimmigen Festmotette Laudate Dominum befindet sich noch heute im Sächsischen Hauptstaatsarchiv in Dresden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen