Polen hat trotz seiner schwierigen Geschichte – das Land wurde immer wieder von Kriegen verwüstet und zerteilt – eine beeindruckende musikalische Tradition. Diese CD führt uns ins 17. Jahrhundert, in die Zeit der Wasa-Könige. Sie demonstriert am Beispiel von Musik, die für Marienfeste entstanden ist, wie international und auf welch hohem Stand insbesondere zur Zeit des Königs Sigismund III. Wasa nicht nur am Hof in Warschau musiziert wurde. Dazu stellt Manfred Cordes mit seinem Ensemble Weser-Renaissance Bremen Werke von drei Komponisten vor.
Über Mikolaj Zielenski ist wenig bekannt; nicht einmal seine Lebensdaten gelten als gesichert. Nachgewiesen ist, dass er 1604 Organist des Bischofs Baranowski von Plock war, der 1608 Erzbischof von Gniezno und polni- scher Primas wurde. Zielenski wurde sein Kapellmeister; zwei Kollektionen seiner Werke, die Offertoria und die Communiones totius anni, wurden 1611 in Venedig gedruckt.
Marcin Mielczewski (um 1600 bis 1651) wirkte von 1638 bis 1644 als Musiker und Komponist am Hof von König Wladyslaw IV. in Warschau. 1645 wurde er Hofkapellmeister bei dessen Bruder Karl Ferdinand, Bischof von Breslau und Plock. Etliche seiner Werke sind überliefert, und sie finden sich in ganz Europa – selbst in Frankreich wurden sie aufbewahrt. Die bedeutendste Sammlung seiner Werke liegt heute in der Staatsbibliothek zu Berlin. Wer in Mielczewskis prachtvollen Werk Virgo prudentissima Zitate aus Monteverdis berühmter Marienvesper erkennt, der hat sich übrigens keineswegs verhört. Derartige Anleihen waren damals nicht unüblich. Dieses Detail ist aber sehr interessant, denn es belegt, dass Monteverdis Musik, 1610 im Druck erschienen, in Europa weithin bekannt und ver- breitet war.
Adam Jarzebski (um 1590 bis 1649) stand 1612 in Berlin als Violinist im Dienste Johann Sigismunds von Brandenburg. 1615 schickte ihm der Kurfürst für ein Jahr nach Italien. 1617 wurde Jarzebski Mitglied der königlichen Hofkapelle in Warschau. Er ist hier mit einigen Instrumental- werken vertreten.
Diese CD ist außerordentlich spannend, weil sie den Blick weitet auf die europäischen Dimensionen der Musik zur Zeit des Barock. Sie zeigt, wie eng verflochten Entwicklungen an scheinbar weit voneinander entfernten Orten erfolgten. Und sie macht Raritäten zugänglich, die man sonst nir- gends hören kann. Das lohnt sich, zumal das Ensemble Weser-Renaissan- ce unter Manfred Cordes die Werke der polnischen Komponisten mit der gebotenen Klangpracht präsentiert. Wunderschön!
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