Nach der Neuinterpretation der vier Sinfonien durch die Robert-Schu- mann-Philharmonie Chemnitz folgt nun bei cpo eine weitere CD mit weniger bekannten Orchesterwerken des Komponisten. Sie beginnt mit Ouvertüre, Scherzo und Finale op. 52 – einem Werk, das Schumann unmittelbar nach der Uraufführung seiner Frühlings-Symphonie geschrieben hat. Der Komponist wollte dem Publikum wohl eine Sinfonie ohne langsamen Satz bescheren – originell, mit heiterem Charakter, markanten Themen und packenden Orchestersätzen. Verstanden freilich hat das seinerzeit aber niemand, und noch heute ist diese farbenreiche Musik im Konzert nur selten zu hören.
Bekannt ist, dass sich Schumann sehr für Literatur begeisterte. Als Sohn eines Zwickauer Buchhändlers, Schriftstellers und Verlegers war er mit Büchern aufgewachsen, immer wieder inspirierten sie ihn. Anhand von drei Ouvertüren demonstriert die Robert-Schumann-Philharmonie unter ihrem Chefdirigenten Frank Beermann, wie er literarische Inhalte in Musik umsetzte.
Nahezu unbekannt ist Schumanns erste, die sogenannte „Zwickauer“ Symphonie in g-Moll; der erste Satz wurde 1832 im Gewandhaus seiner Vaterstadt uraufgeführt. Das renommierte Chemnitzer Orchester hat sich an eine Erstaufnahme nach der Neuausgabe von Dr. Matthias Wendt gewagt. Dieser hat für die Neue Schumann-Gesamtausgabe bei Schott/Mainz alle noch vorhandenen Quellen ausgewertet, und dann eine Edition des Werkes erarbeitet, das durch den Komponisten zwar mehrfach revidiert wurde, aber letztendlich ein Fragment geblieben ist. Zu erleben ist hier der junge Schumann, der weniger mit der Sonatenhauptsatzform an sich als vielmehr mit der Instrumentierung ringt. So erweist sich dieser Erstling als ein kühnes Experiment, bei dem Schumann mitunter zu faszinierenden Lösungen findet – gelegentlich aber schlicht auch sein Handwerkszeug ausprobiert, das Risiko des Scheiterns inbegriffen.
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