Oboensonaten von Johann Sebastian Bach? Wer da erstaunt die Stirn runzelt, der hat wohl das Wörtchen „new“ übersehen. Denn der berühmte Thomaskantor hat zwar viele traum- haft schöne Partien für die Oboe geschrieben. Aber Sonaten für dieses Instrument sind von ihm leider nicht überliefert. Und so spielen Oboisten mitunter Bachs Flötensonaten – was zur Entstehungszeit dieser Werke durchaus üblich war; auch Bach selbst hat munter seine Komposi- tionen bearbeitet und bei Bedarf die Instrumentierung geändert.
Ramón Ortega Quero, Solo-Oboist des Symphonieorchesters des Bayeri- schen Rundfunks, hat daher Bachs Kammermusik mit wachem Blick studiert – und so einige interessante Werke ausfindig gemacht, um sie auf seinem Instrument zu spielen. Die CD startet mit der Suite in c-Moll BWV 997, von der Experten annehmen, dass sie für das Lautenwerk entstanden sind, eine Art Cembalo mit einem lautenähnlichen Resonanzkörper. Diese Musik ist bereits mehrfach für andere Besetzungen bearbeitet worden; Quero hat nun eine Version für Oboe und Cembalo geschaffen, die enorm gut klingt und durchweg überzeugt. Die Sonate BWV 1034 wurde für Traversflöte und Basso continuo geschrieben.
Die Triosonate in G-Dur BWV 1039 gibt es in derselben Tonart auch in einer Variante für Gambe. An diesem Beispiel hat sich der Flötist Henrik Wiese orientiert, und Bachs Gambensonaten sehr kompetent für die Flöte bearbeitet. Quero spielt eines dieser Werke, BWV 1029, nun auf der Oboe. Dieser Transfer funktioniert auch bei der Triosonate Nr. 3 für zwei Traversflöten und Basso continuo hervorragend. Bei diesem Stück musiziert Ramón Ortega Quero gemeinsam mit seiner Frau Tamar Inbar, die ebenfalls exzellent Oboe spielt. Es ist faszinierend, den beiden Solisten zuzuhören, denn bei aller Harmonie unterscheiden sie sich doch im Klang recht deutlich.
Musikalische Partner bei dieser Einspielung waren Quero zudem Luise Buchberger am Barockcello und Peter Kofler am Cembalo. Das passt sehr gut, denn sie übernehmen ihren Part mit Elan, mit sehr viel Sachverstand und auch mit Temperament. Entstanden ist somit eine CD, die man wirklich gern und mit Gewinn anhört, von außergewöhnlich hoher musikalischer Qualität. Bravi!
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