Die Liebe und der Verlust – das ist ein klassisches Thema aller Kunst. Es hat Maler und Bildhauer ebenso inspiriert wie Dichter und Kompo- nisten. Es ist daher eine kluge Idee, dieses Pärchen zum Motto einer CD zu machen, zumal, wenn es um Werke aus den Madrigalbüchern 6, 7 und 8 von Claudio Monteverdi (1567 bis 1643) geht. In seinen Kompositio- nen kann man heute noch den Weg von der Polyphonie der Renaissance hin zum monodischen Stil der Barockmusik nachvollziehen. Der Musiker bezeichnete diese beiden Möglichkeiten, Musik zu gestalten, als prima bzw. seconda pratica. Seine Madrigale zeigen uns unüberhörbar: Monteverdi war Ausdrucksstärke wichtiger als die althergebrachten Regeln.
Mit seinem Werk, darunter waren auch einige der ersten Opern überhaupt, gehört Monteverdi zu den Vätern der modernen Musik in Europa. Sein Schaffen kann man gar nicht hoch genug schätzen – und seine Madrigale sind in jeder Hinsicht höchst anspruchsvoll. Das Ensemble Arcangelo unter Jonathan Cohen hat bei Hyperion eine Auswahl davon eingespielt. In einem zentralen Stück dieses Albums, dem grandiosen Combattimento di Tancredi e Clorinda, singt zudem James Gilchrist. Der Tenor, von Haus aus eigentlich Mediziner, hat sehr viel Erfahrung im Bereich der „Alten“ Musik. Er gestaltet seine Partie versiert, und begeistert mit exzellenter Textverständlichkeit. Aber stimmlich bringt ihn das Stück im genere con- citato mitunter an Grenzen; die Vokalisten von Arcangelo sind ebenfalls nicht durchweg ein Vergnügen. Die Instrumentalisten hingegen sind eine Wucht – man höre nur das erste Stück, Volgendo il ciel, mit den fröhlich dahintanzenden Blockflöten, oder die eingeschobene Ciaccona von Tarquinio Merula.
Monteverdis Werke sind offenbar eine Herausforderung für Sänger; insbesondere die Abschnitte, in denen nach ellenlangen Noten urplötzlich rasante Läufe folgen, sind wohl nicht ohne weiteres zu bewältigen. Die Auszierungspraxis der damaligen Zeit ist aus heutiger Sicht ohnehin nicht ganz einfach nachzuvollziehen. So prächtig wie diese Musik ist – wahrscheinlich sollte man dieses Repertoire dennoch den Spezialisten überlassen. Nur mit Engagement allein wird es nicht gelingen, Monteverdi adäquat aufzuführen.
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