Über Leben und Werk von Iwan Müller (1786 bis 1845) wurde in diesem Blog bereits ausführlich berichtet. Der Klarinettenvirtuose war bereits vor seinem 20. Geburtstag Mitglied der Hofkapelle des russischen Zaren in St. Petersburg. Müller engagierte sich sehr für die Weiterentwicklung der Klarinette. So warb er auf Tourneen quer durch Europa für seine Clarinette omni- tonique; seine Aktivitäten scheiterten allerdings, als eine hochkarätig besetzte Kommission des Pariser Conservatoire 1812 die Innovation ablehnte. Die Experten wollten die Klangfarben der herkömmlichen Instrumente erhalten – und Müllers Klarinettenfabrik war damit bankrott. Der Musiker ging wieder auf Konzertreisen; seine letzten Lebensjahre verbrachte Müller als Kammermusikus im Dienst der Fürsten von Schaumburg-Lippe in Bückeburg.
Friederike Roth, die Klarinettistin des Berolina Ensembles, stellt auf dieser CD einige der Werke vor, mit denen Müller einst dem Publikum und den Kollegen die Möglichkeiten seines Instrumentes exemplarisch aufgezeigt hat. Dem Zuhörer wird dies einiges Vergnügen bereiten. Denn die Klarinettenkonzerte von Iwan Müller erweisen sich als Bravourstücke, die sich eher am Vorbild des Belcanto als am sinfonischen Konzert des 19. Jahrhunderts orientieren. Der Virtuose demonstrierte, dass er mit seiner Klarinette ebenso flexibel agieren konnte wie ein Sänger. Besonders deutlich wird dies im Duo concertante Es-Dur op. 23, einem brillanten Zwiegesang, der klingt, als entstammte er der Feder von Rossini. Auf ein Cantabile folgt eine Cabaletta voll Witz und Esprit. Friederike Roth musiziert hier gemeinsam mit Johannes M. Gmeinder. Begleitet werden die Solisten vom Philharmonischen Orchester des Staatstheaters Cottbus unter Evan Christ.
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