„Tiefer Ernst, vereint mit allem Zauber der Poesie“, so urteilte Clara Schumann einst über das Brahms-Requiem. Es sei „ein ganz gewaltiges Stück, ergreift den ganzen Menschen in einer Weise wie wenig Anderes.“ Als Johannes Brahms (1833 bis 1897) dieses Werk schrieb, vermied er bewusst den üblichen liturgischen Rahmen. Er entschied sich anstatt des althergebrachten lateinischen Textes für bestimmte Verse aus der Lutherbibel – nicht das Officium defunctorum, sondern der Trost für die Trauernden rückt hier in den Mittelpunkt. Mit seiner Vertonung verlagerte der Komponist zudem das Requiem aus dem (katholischen) kirchlichen Rahmen in den Konzertsaal.
Der Dresdner Kreuzchor wiederum bringt diese Musik zurück in den Kirchenraum: Brahms' Meisterwerk in der Kreuzkirche aufzuführen, das gehört zur Tradition des berühmten Knabenchors. Bei den „Jungs“, verrät Kreuzkantor Roderich Kreile, gehört Ein deutsches Requiem „zu den beliebtesten und in jeder Hinsicht am meisten geschätzten Werken“. Ein Live-Mitschnitt eines solchen Konzertes – zum Zeitpunkt finden sich leider keinerlei Angaben – ist im vergangenen Jahr bei Berlin Classics erschie- nen.
Die Aufnahme ist beeindruckend, und das liegt nicht nur an den beiden vorzüglichen Solisten Sibylla Rubens und Daniel Ochoa. Die Knaben- und jungen Männerstimmen des Kreuzchors, verstärkt durch die Männer- stimmen des renommierten Kammerchores Vocal Concert Dresden, bewirken ein außerordentlich interessantes, sehr homogenes Klangbild. Die Kruzianer sind in exzellenter Form, sie singen blitzsauber und stimm- lich absolut solide. Damit sind sie auch jederzeit in der Lage, Brahms' anspruchsvolle Musik dynamisch perfekt umzusetzen. Gemeinsam mit der Dresdner Philharmonie gestalten die jungen Sänger eine Aufführung voll Spannung und emotionaler Strahlkraft. Bravi!
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