Martin Stadtfeld spielt Musik von Robert Schumann – und zwar die Kinderszenen op. 15 sowie das Klavierkonzert op. 54, das bekann- teste und beliebteste romantische Klavierkonzert überhaupt. Dass er dabei eine eigene Lesart sucht, wird schon bei den Kinderszenen erkennbar. Stadtfeld liest sie nicht als biedermeierliches Idyll; er sucht vielmehr nach den Brüchen und jähen Umschwüngen. Ihm ist aufgefallen, dass „sehr häufig der äußerlich virtuose Charakter von Schumanns Musik hervorgekehrt wird und die poetischen Seiten darüber vergessen werden.“ Seine Musikästhetik, so der Pianist, sei aber „auf die Innigkeit angelegt.“
In der Auseinandersetzung mit Schumanns Klaviermusik ist Stadtfeld aufgefallen, dass es „sehr oft eine Art Subtext (gibt), der etwas Choral- artiges hat. Da kann noch so viel Gestrüpp von Noten drumherum wuchern, irgendwo schimmert immer eine Choral-Linie durch.“ Dieser Erkenntnis will Stadtfeld mit seiner Interpretation Rechnung tragen. So arbeitet er das musikalische Gefüge sorgfältig heraus, und dazu wählt er oftmals ungewöhnliche Tempi. Die Träumerei beispielsweise serviert er ganz ohne Puderzucker. Allerdings vermisst man über diesem stark analytisch geprägten Zugang ein wenig die Romantik, die ja doch mehr auf das Gefühl aus war als auf Struktur und Verstand. Insofern geht Stadtfeld für mein Empfinden mit seiner Nüchternheit am Kern dieser Stücke vorbei.
Auch beim Klavierkonzert gestaltet er sorgsam, mitunter geradezu kammermusikalisch. Stadtfeld musiziert hier gemeinsam mit dem Hallé Orchestra unter Leitung von Sir Mark Elder. Die Musiker haben Schu- manns Werk offenbar gründlich studiert, und überraschen durch viele Details, die man bisher so nicht im Ohr hatte. Das ist sehr spannend. Das Orchester sorgt zudem dafür, dass diese Schumann-CD nicht so leiden- schaftslos endet, wie sie begonnen hat.
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