Auf seinem zweiten Album bei Decca spielt Leonidas Kavakos das Violinkonzert von Johannes Brahms. Es ist ein Werk, das dem Komponisten eher wie eine Sinfonie geraten ist. An die Musiker stellt dieses Konzert zwar enorme Anforderungen, aber es gibt ihnen zugleich wenig Gelegenheiten, ihre Virtuosität publikumswirksam zu demonstrieren. Erst im Finale darf der Solist wirklich loslegen. Ob dieses Konzert wohl auch so erfolgreich geworden wäre, wenn es nicht seinerzeit Joseph Joachim uraufgeführt hätte, darüber kann man spekulieren. Brahms' Geigerfreund jedenfalls hatte eine Menge erfolgreicher Schüler, und so wird das Brahms-Konzert bis zum heutigen Tage sehr viel gespielt.
Kavakos hatte das Gewandhausorchester Leipzig an seiner Seite – eine bessere Partnerschaft kann man sich für dieses Konzert wohl kaum wünschen; die Leipziger musizieren auch hier wunderbar. Im Beiheft kann man nachlesen, dass der Solist und Gewandhauskapellmeister Riccardo Chailly sich für diese Interpretation an den Metronomzahlen orientierten, die weiland Joachim für das Konzert notierte und die sich in seinem Nachlass fanden. Man wird dann erstaunt feststellen, dass der Maestro mit seinen Musikern zwar oftmals ein flottes Tempo wählt, der Solist allerdings ebenso häufig ganz eigene Tempi spielt. Ein Hörvergnügen ist das nicht.
Die CD wird komplettiert durch Béla Bartóks Rhapsodien in der Fassung für Violine und Klavier Nr. 1 BB 94 und Nr. 2 BB 96 sowie durch Brahms' Ungarische Tänze Nr 1, 2, 6 und 11 in einer Bearbeitung von Joseph Joachim. Kavakos wird dabei am Klavier begleitet durch Péter Nagy. Mir persönlich ist der Bartók in dieser Aufnahme zu wenig Wirtshaus, und auch der Brahms könnte mehr Feuer vertragen. Schade.
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